22. September 2012

„Das Bourne Vermächtnis“ (2012, Tony Gilroy)

Die erste Einstellung: Ein Körper treibt im Wasser, wir sehen ihn nur aus der Tiefe im Gegenlicht. Doch dieser Mann muss nicht von Fischern gerettet werden – er befindet sich auf einem Trainingseinsatz in Alaska. Es sind solche kleinen Anspielungen, die mit den Reiz von „Das Bourne Vermächtnis“ ausmachen. Dabei musste man dem Film doch eigentlich mit einiger Skepsis begegnen. Es erschien zu sehr der Profitgier und dem Sequelwahn geschuldet, dass fünf Jahre nach Abschluss der hervorragenden Bourne-Trilogie plötzlich wieder ein Bourne-Film – ohne Jason Bourne! – in die Kinos kommen sollte. Da konnte auch die Tatsache, dass Tony Gilroy, Drehbuchautor der ersten drei Filme, diesmal auch die Regie übernehmen würde, die Zweifel zunächst nicht zerstreuen. Doch wie so oft sollte man sich nicht allein auf den ersten Eindruck verlassen.

Die CIA und das US-Verteidigungsministerium sind aufgrund der von Jason Bourne losgetretenen Enthüllungen gezwungen, ihre verschiedenen Geheimprojekte, in denen mittels genetischer Veränderung Über-Agenten für illegale Einsätze herangebildet werden, einzustellen. Aaron Cross (Jeremy Renner, „The Hurt Locker“), Mitglied des Projekts Outcome, entgeht nur durch Zufall seiner Liquidation, ebenso wie die den medizinischen Aspekt der Unternehmung überwachende Ärztin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz). Gemeinsam versuchen sie, ihren einstigen Arbeitgebern zu entkommen, verfolgt vom CIA-Offizier Eric Byer (Edward Norton) und dessen Team.

Zeitlich läuft „Das Bourne Vermächtnis“ parallel zur Handlung von „Das Bourne Ultimatum“. Dabei ist die Verknüpfung mit den ersten drei Filmen durchaus gelungen; sie wird nicht mit dem Holzhammer erzwungen, sondern durch einzelne Aussagen und Einstellungen behutsam herbeigeführt. Die Grundsituation wirkt sehr ähnlich, erscheint dann aber doch leicht variiert, vor allem da Cross deutlich weniger passiv als Bourne ist. Auch Jeremy Renner ist kein Matt Damon, anders, aber nicht unsympathisch. Der Film beginnt eher ruhig, nach einer Stunde ist man davon schon ein klein wenig irritiert, doch dann geht es Schlag auf Schlag. Insgesamt ist „Das Bourne Vermächtnis“ absolut solid, vielleicht nicht überdrüber, aber doch so, dass man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hat, dass irgendetwas furchtbar unrealistisch, übertrieben oder unnötig geil sei.

Hätte „Das Bourne Vermächtnis“ besser sein können? Möglich. War es ein Fehler des Bourne-Teams, den Film zu drehen? Nein. Das Fischerboot kommt auch in diesem Film doch noch zu seinem Einsatz, und wenn wir schließlich (eine geremixte Version von) Mobys „Extreme Ways“ hören, dann merken wir, dass wir zufrieden sind.

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