14. September 2013

Der 100. Eintrag

Es hat ein Weilchen gedauert und doch mag es ob der zum Teil recht geringen Frequenz verwundern, dass Trofis feinste Auslese mit dem heutigen Tag seinen 100. Eintrag verzeichnen kann. Anlass für mich, ein paar allgemeine und statistische Beobachtungen anzubringen.

Trofis feinste Auslese startete am 8. Dezember 2011 mit einer allgemeinen Begrüßung und einer Rezension von Roman Polańskis „Der Gott des Gemetzels“. Wie nicht anders zu erwarten, war der erste Monat des Bestehens dank eines tatkräftigen Anfängereifers auch der produktivste: 21 Einträge gab es im Dezember 2011! Auch wie nicht anders zu erwarten, wurde der Aufwand bald auf ein realistischeres Maß reduziert. Im Jahr 2012 gab es insgesamt 44 Einträge, im Jahr 2013 bisher 35 (diesen mit einberechnet). Dabei ist zu beobachten, dass sich die Zahl der Einträge sowohl 2012 als auch 2013 nicht zuletzt nach den wichtigen Preisverleihungen richtete, was natürlich mit den damit zusammenhängenden Kinobesuchen zu tun hat. Anfang des Jahres, um die Zeit von Golden Globes und Oscars, laufen viele Filme an, dementsprechend finden sich viele Einträge im Blog. Im Frühjahr kommt eine leichte Flaute bis gegen Ende des Arbeitsjahres. Im Herbst sind die Einträge regelmäßiger.

Die Seitenaufrufstatistik führen wenig überraschend zwei Einträge an, die über den kleinen Kreis von mir persönlich bekannten Leserinnen und Lesern hinaus vom Regisseur Alejandro Roman Pescador selbst verbreitet wurden: „Thanatosis“, gefolgt von „Mann mit Hut“. Auffällig ist, dass danach vor allem allgemeinere Einträge beim Publikum punkten konnten: Die besten Filme aller Zeiten. Eine subjektive Umfrage, dann Kino-Ranking 2012, dann Kino-Ranking 2011. Sehr stark sind aber auch die Rezensionen zu „Der Gott des Gemetzels“, „Skyfall“, „In Time“, „The Dark Knight Rises“ und – bemerkenswert – „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“. Nicht überraschen dürfte die Tatsache, dass mit großem Abstand die meisten Zugriffe auf Trofis feinste Auslese über Facebook erfolgten.

So bleibt noch, den p.t. Leserinnen und Lesern dieses Blogs von Herzen zu danken: Jenen, die ihn bereits von Anbeginn begleiten, für ihre Treue; jenen, die ihn erst später oder gar erst vor kurzem entdeckt haben, für ihre Neugierde, die sie hierher gelockt hat. Ich hoffe, dass ich auch weiterhin auf dieses rege Interesse bauen kann, wenn ich mich daran mache, meine vermeintlichen Weisheiten in die Welt hinauszuposaunen. Vielen Dank!

„Before Midnight“ (2013, Richard Linklater)

Diese Rezension, die bereits im Juni 2013 entworfen wurde, enthält für jene, die die früheren Filme nicht kennen, SPOILER!

Richard Linklaters „Before …“-Reihe begann 1995 in „Before Sunrise“ mit der Begegnung des Amerikaners Jesse (Ethan Hawke) und der Französin Celine (Julie Delpy) in einem Zug von Budapest nach Paris und einem gemeinsam verbrachten Tag in Wien. Neun Jahre später begegneten sich die beiden in „Before Sunset“ (2004) erneut, dieses Mal in Paris.

18 Jahre sind seit der ersten Begegnung Jesses mit Celine vergangen, und das sieht man den beiden auch an. Hawke und Delpy sind alt geworden. Umso beeindruckender ist es, dass die Machart der Vorgängerfilme – im Wesentlichen bestehen sie schlicht und einfach aus einem durchgehenden Zwiegespräch – hier immer noch funktioniert. Dieses Mal ist es ein Urlaub in Griechenland, der den Hintergrund für das intensive Zwiegespräch der beiden bildet. Dabei spielt jedoch die Szenerie eine geringere Rolle als in den beiden Vorgängerfilmen.

Die zwei großen Stärken von „Before Midnight“ sind wieder einmal die perfekte Chemie zwischen Hawke und Delpy sowie die von Regisseur Linklater und seinen beiden Hauptdarstellern hervorragend geschriebenen Dialoge. Der Tenor dieser Dialoge hat sich leicht verschoben, doch gerade diese Entwicklung garantiert, dass wir nicht einfach nur mehr von demselben vorgesetzt bekommen. So wie die Darsteller ist auch das Publikum gemeinsam mit ihnen älter geworden: vom studentischen Leichtsinn über die Selbstüberschätzung des frühen Berufslebens hin zur auf Erfahrung beruhenden Ernüchterung. Ein guter Ausblick für 2022!