28. Februar 2014

„Inside Llewyn Davis“ (2013, Ethan & Joel Coen)

In gewisser Weise ist der aktuelle Film der Coen-Brüder eine logische Fortführung ihres eigenen Films „O Brother, Where Art Thou?“, wenn auch mit deutlich melancholischerem Grundton. Wie schon in der Flucht der drei Soggy Bottom Boys spiegelt sich auch in den Irrfahrten des erfolglosen Folkmusikers Llewyn Davis (Oscar Isaac) durch das New Yorker Greenwich Village des Jahres 1961 Homers Odyssee wider. Und für jene, die das nicht auf Anhieb erkennen wollen, gibt es auch noch eine sehr zielstrebige Katze.

„Inside Llewyn Davis“ gehört zu den ernsteren Coen-Filmen, wie etwa „No Country for Old Men“ oder „A Serious Man“, die weniger ins absurd-komische gehen. Wie immer können die Coens auf eine Riege hervorragender Schauspieler zurückgreifen; neben Isaac sind Carey Mulligan, Justin Timberlake, John Goodman, F. Murray Abraham und Garrett Hedlund zu sehen. Die Stimmung des Films wird aber maßgeblich bestimmt von den vielen bewegenden Folkliedern, die zum Großteil von den Schauspielern selbst gesungen werden und in voller Länge zu hören sind. Man kann am Ende gar nicht anders, als mit einem Lächeln im Gesicht aus dem Kino zu gehen und sich den Soundtrack zu kaufen.

27. Februar 2014

„Dallas Buyers Club“ (2013, Jean-Marc Vallée)

Matthew McConaughey hat in den letzten Jahren bereits mehrmals in kleineren Rollen gezeigt, dass er durchaus auch schauspielerisch einiges zu bieten hat, doch mit seiner starken Darbietung in „Dallas Buyers Club“ hat er trotzdem einige überrascht. McConaughey ist Ron Woodroof, ein homophober texanischer Elektriker, der seine Zeit mit Alkohol, Frauen und Rodeo verbringt, bis er eines Tages im Jahr 1985 erfährt, dass er an AIDS erkrankt ist. Nach jedem Strohhalm greifend, beginnt er ein Verteilungsnetzwerk für alternative, nicht zugelassene Medikamente aufzubauen. Unterstützung findet er im ebenfalls AIDS-kranken homosexuellen Transgender Rayon (Jared Leto) und in der mitfühlenden Ärztin Eve (Jennifer Garner).
 
20 Jahre nach „Philadelphia“ und mit völlig veränderten Therapiebedingungen hat ein Film über den Kampf AIDS-Kranker für ihre Rechte doch schon ganz andere Möglichkeiten der Inszenierung, und die weiß „Dallas Buyers Club“ mit einem Schuss Humor auch zu nutzen – in gewisser Weise handelt es sich dabei sogar schon um ein period piece! Und doch ist es eine nachwievor aktuelle Thematik, die uns dazu anregen möchte, über Vorurteile und deren Überwindung nachzudenken. Ein Kinobesuch lohnt unbedingt!

„Nebraska“ (2013, Alexander Payne)

David Grant (Will Forte) fährt mit seinem Alkoholiker-Vater Woody (Bruce Dern) und gegen den Rat seiner Mutter Kate (June Squibb) und seines Bruders Ross (Bob Odenkirk) nach Nebraska, wo Woody allen Erklärungsversuchen zum Trotz einen vermeintlichen Millionengewinn abholen möchte. Tatsächlich wird die Fahrt zu einer Reise in die Vergangenheit, als die beiden gezwungen sind, in Woodys altem Heimatort haltzumachen und sich mit ihrer lange aus den Augen verlorenen Familie auseinanderzusetzen.

Regisseur Alexander Payne nimmt uns wieder einmal mit auf einen ungewöhnlichen Roadtrip – und doch ist es nicht nur mehr von dem, was wir in „Sideways“ oder „The Descendants“ schon gesehen haben. In wunderbarem Schwarzweiß gehalten, ist „Nebraska“ ein wirklich gelungenes Drama über das Altern und den Tod – eine Beschäftigung mit Herkunft und Sinn, die uns bei aller Schwere doch immer auch ein lachendes Auge lässt. Unbedingte Empfehlung!

26. Februar 2014

„Der Pate – Teil II“ der bessere Film?

Es ist eine ewige Streitfrage: Welcher Teil von Francis Ford Coppolas „Pate“-Trilogie ist der bessere, der erste oder der zweite Teil? Auf der Webseite des British Film Institute findet sich zu dieser Frage derzeit eine lesenswerte Argumentation für „Der Pate – Teil II“:

Ein Nachruf auf Philip Seymour Hoffman

Als Anfang dieses Monats die Nachricht von Philip Seymour Hoffmans Tod um die Welt ging, schmerzte mich dieser Verlust sehr – und ich war beileibe nicht der einzige. Schon seit vielen Jahren schätzte ich die Arbeit dieses Ausnahmeschauspielers und in der Rückschau hatte ich irgendwann erkannt, dass er mich unbekannterweise auch schon in seinen kleinen Rollen in den 1990ern (z. B. „Twister“) begeistert hatte. Seine Darstellungen etwa in „Boogie Nights“, „Der talentierte Mr. Ripley“, „Magnolia“, „Capote“,  „Glaubensfrage“, „The Ides of March“ und „The Master“, um nur einige zu nennen, blieben stets noch lange in Erinnerung.

Kurz nach seinem Tod erschien auf der Webseite von „Sight & Sound“ ein Nachruf von Nick James, der nicht zuletzt auch aufgrund seiner Würdigung auch der weniger bekannten Filme Hoffmans hier zur Lektüre empfohlen sei.

25. Februar 2014

„American Hustle“ (2013, David O. Russell)

Der von mir hoch geschätzte Regisseur David O. Russell hat mit Christian Bale, Amy Adams, Bradley Cooper und Jennifer Lawrence die Besetzungen seiner letzten beiden hervorragenden Filme „The Fighter“ und „Silver Linings“ vereint (außerdem mit an Bord sind Jeremy Renner, Michael Peña und Robert De Niro), um mit „American Hustle“ eine dramatische Komödie über zwei New Yorker Trickbetrüger abzuliefern, die Ende der 1970er-Jahre zur Zusammenarbeit mit dem FBI gezwungen werden. Dafür hat Russell das Disco-Zeitalter in einer Weise wiederaufleben lassen, die „Saturday Night Fever“ alle Ehre macht, mit einer Akribie ähnlich jener von „Catch Me If You Can“ für die 1960er.

Leider dürfte ich beim Anschauen wohl nicht in der Stimmung gewesen sein, denn ich muss mit Bedauern sagen, dass mich „American Hustle“ trotz der hervorragenden Voraussetzungen nicht ganz überzeugt hat und ich den derzeitigen Hype nicht ganz nachvollziehen kann. Keine Frage, der Film ist aufgrund unterschiedlichster Leistungen durchaus sehenswert, aber irgendetwas fehlt mir. Schade.

„12 Years a Slave“ (2013, Steve McQueen)

Die letzten eineinhalb Jahre haben uns mit „Django Unchained“, „Lincoln“ und nun „12 Years a Slave“ drei hochkarätige Filme mit ganz unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema „Sklaverei in den Vereinigten Staaten“ beschert – mit ein Zeichen dafür, dass es hier wohl noch viel Aufholbedarf gibt. Noch nie ist die Sklaverei jedoch (so auch die Meinung von Fachleuten) so akkurat dargestellt worden wie in Steve McQueens aktuellem Film.

„12 Years a Slave“ ist die Verfilmung der aus dem Jahr 1853 stammenden Memoiren des freien Schwarzen Solomon Northup (im Film gespielt von Chiwetel Ejiofor), der in New York lebend entführt und in die Sklaverei nach Louisiana verkauft wird. Dort gerät er zunächst an den freundlichen Plantagenbesitzer William Ford (Benedict Cumberbatch), dann jedoch an den brutalen Sklavenschinder Edwin Epps (Michael Fassbender). Ebenfalls Teil dieser hochkarätigen und auf hohem Niveau agierenden Besetzung: Paul Giamatti, Paul Dano, Brad Pitt und die kenianische Newcomerin Lupita Nyong’o, die für ihre Darstellung ebenso wie Ejiofor für den Oscar nominiert worden ist.

Steve McQueens Filme zeichnet der Verzicht auf einen falschen Pathos aus, der dem Zuseher einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Die wunderbare Musik Hans Zimmers, die an dessen Arbeiten für „Der schmale Grat“ angelehnt ist, wird kontrastiert mit der schonungslosen Härte der Bilder. Die vollkommen ausweglose und sich stets verschlimmernde Situation Northups lässt auch den Zuseher immer mehr verzweifeln. Am Ende kann er gar nicht anders, als bedächtig im Kinosaal zu verharren.

Dass es für diesen so wichtigen und bewegenden Beitrag zur Aufarbeitung des Themas mit McQueen einen zwar schwarzen, aber nicht US-amerikanischen sondern britischen Regisseur gebraucht hat, ist eine Randbemerkung, die doch zu denken gibt.

15. Februar 2014

„Blue Jasmine“ (2013, Woody Allen)

Nach drei Monaten habe ich es nun doch endlich geschafft, Woody Allens aktuellen Film „Blue Jasmine“ mit Cate Blanchett als verarmte New Yorker High Society-Lady zu sehen. Leider bin ich ein wenig enttäuscht. Vor allem Blanchett wird ja derzeit für ihre Rolle in den Himmel gelobt und hat auch schon einige Auszeichnungen dafür erhalten (Oscar-Nominierung inklusive) – und das, obwohl ich sagen muss, dass sie für meinen Geschmack viel zu sehr überspielt.

Zugutehalten kann man dem Film, dass er mehr als einmal nicht zu erwartende Richtungen einschlägt und somit bis zum Ende Überraschungen parat hat. Alles in allem kein vergeudeter Kinoabend, aber auch nicht mehr.

„The Wolf of Wall Street“ (2013, Martin Scorsese)

Leider muss ich mich in meinen Beiträgen auch weiterhin recht kurz halten – aber ich bin ja schon froh, dass ich es in letzter Zeit überhaupt ins Kino geschafft habe.

Vor zwei Wochen stand „The Wolf of Wall Street“ am Programm. Martin Scorsese hat mit der Geschichte des skrupellosen Aktienjongleurs Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) einen waschechten Scorsese abgeliefert, wie er im Buche steht, es ihn aber schon länger nicht mehr gegeben hat: Voice-over, Freeze Frames, Gewalt und sexuelle Ausgelassenheit, das ganze Programm. Das Problem ist, dass dabei aber irgendwie die Originalität auf der Strecke bleibt. Keine Frage, man kann sich den Film (trotz mancher zäher Phasen) definitv ansehen; viele Szenen und Charaktere sind wirklich gut. Aber man wird dabei das Gefühl nicht los, dass es sich bei „The Wolf of Wall Street“ einfach um eine variierte Neuauflage von „Good Fellas“ handelt.