26. Juli 2012

Christopher Nolan

Zu meinen bevorzugten Regisseuren zählt auch der bald 42-jährige Brite Christopher Nolan, der eine bislang relativ kurze aber beeindruckende Filmographie vorzuweisen hat:
  • „Following“ (1998)
  • „Memento“ (2000)
  • „Insomnia – Schlaflos“ (2002)
  • „Batman Begins“ (2005)
  • „Prestige – Die Meister der Magie“ (2006)
  • „The Dark Knight“ (2008)
  • „Inception“ (2010)
Vor etwas mehr als einem Jahr programmierte ich im Jugendzentrum, in dem ich bis vor kurzem tätig war, einen Schwerpunkt zum Thema „Die Realität – eine Fiktion?“, bei welchem Nolans Filme „Memento“, „Insomnia“, „Prestige“ und „Inception“ neben „The Game“ (1997), „Fight Club“ (1999) und „Zodiac – Die Spur des Killers“ (2007) von David Fincher, einem weiteren meiner Favoriten, sowie Akira Kurosawas „Rashomon – Das Lustwäldchen“ (1950) gestellt wurden. Alle diese Filme beschäftigen sich auf unterschiedlichen Ebenen mit Fragen nach der Realität der Dinge: Was ist real? Was ist Einbildung? Was ist Fiktion?

In diesen Tagen erreicht Nolans achter Spielfilm „The Dark Knight Rises“, zugleich der Abschluss seiner Batman-Trilogie, die Kinos. Dies wollte ich mir eigentlich zum Anlass nehmen, hier über Nolan einen Blogbeitrag zu verfassen. Doch dann las ich in der aktuellen Ausgabe von „Sight & Sound“ einen Artikel, der mir so gut gefällt, dass ich ihm eigentlich nichts mehr hinzufügen möchte. Besonders begeistert mich darin unter anderem der mehrfach zu einem weiteren meiner Lieblingsregisseure hergestellte Bezug: Michael Mann.

Mir bleibt daher nur, die Lektüre dieses Artikels, der auch online zugänglich ist, zu empfehlen: Joseph Bevan: „Escape Artist“, Sight & Sound August 2012, p. 14–18.

16. Juli 2012

Die besten Filme aller Zeiten. Eine subjektive Umfrage

Diesen Sommer werden die Ergebnisse der alle zehn Jahre vom britischen Filmmagazin „Sight and Sound“ durchgeführten Umfrage zu den besten Filmen aller Zeiten veröffentlicht werden. Für mich Anlass genug, in meinem Bekanntenkreis eine eigene kleine Umfrage zu starten. Die S&S-Top 10-Liste führt seit 1962 Orson Welles’ „Citizen Kane“ (1941) an und auch die anderen Plätze wurden in der Vergangenheit von meist schon etwas älteren Filmen belegt. Mich reizte es nun, herauszufinden, wie ein doch deutlich jüngerer Kreis von Kritikerinnen und Kritikern urteilen würde.

Die Jurorinnen und Juroren wurden aufgerufen, zehn Filme in beliebiger Reihenfolge zu nennen, die aus ihrer Sicht die besten bzw. bedeutendsten sind. Welche Kriterien dafür heranzuziehen seien, wurde jedem persönlich überlassen. Das bedeutet, dass die einzelnen Listen und auch das Ergebnis der Umfrage sehr subjektiv sind. Aber können solche Listen überhaupt anders sein?

Zur Teilnahme eingeladen wurden 16 Personen, von diesen nahmen 10 Personen die Einladung war. Da eine der Personen eine Liste mit nur neun Titeln einreichte, wurden somit insgesamt 99 Nennungen getätigt. Die geringe Teilnehmerzahl birgt einige Probleme, doch das Endergebnis ist trotzdem sehr eindeutig:

  • Platz 1: „Der Pate“ (1972, Francis Ford Coppola) (7 Nennungen)
  • Platz 2: „Der Pate – Teil II“ (1974, Francis Ford Coppola) & „Heat“ (1995, Michael Mann) (jeweils 4 Nennungen)
  • Platz 4: „Pulp Fiction“ (1995, Quentin Tarantino) (3 Nennungen)

Auf Platz 5 mit jeweils zwei Nennungen folgen „Casablanca“ (1942, Michael Curtiz) , „Der dritte Mann“ (1949, Carol Reed), „A Clockwork Orange“ (1971, Stanley Kubrick), „Thelma & Louise“ (1991, Ridley Scott), „Der König der Löwen“ (1994, Roger Allers, Rob Minkoff), „Fight Club“ (1999, David Fincher), „Memento“ (2000, Christopher Nolan) und „Die Monster AG“ (2001, Peter Docter, Davis Silverman, Lee Unkrich).

Das Ergebnis ist mit Blick auf die letzte S&S-Liste überraschend und auch wieder nicht. Mit den beiden „Pate“-Filmen stehen Titel ganz vorne, die 2002 auch bei S&S in den Top Ten waren (gemeinsam auf Platz 4). Sonst gibt es aber keine Übereinstimmungen, nicht einmal mit jenen Filmen, die jetzt nur einmal genannt wurden.


Hier einige zusätzliche Auswertungen:

Regisseure
Bei den mit unterschiedlichen Filmen vertretenen Regisseuren führt ganz klar Francis Ford Coppola mit 12 Nennungen (für „Der Pate“, „Der Pate – Teil II“ und „Apocalypse Now“ (1979)) die Liste an. Es folgt Quentin Tarantino mit 4 Nennungen (neben „Pulp Fiction“ für „Kill Bill: Vol. 2“ (2004)). Hingegen wurde Michael Mann – mit „Heat“ auf Platz 2 der Filmliste vertreten – mit keinem weiteren Film nominiert. Dreimal genannt wurden David Fincher (neben „Fight Club“ auch „Panic Room“ (2002)), Christopher Nolan (neben „Memento“ auch „Inception“ (2010)) sowie Andrei Tarkowski („Andrej Rubljow“ (1969), „Der Spiegel“ (1975) und „Stalker“ (1979)).

Unter den zweimal für unterschiedliche Filme genannten finden sich die Coen-Brüder („The Big Lebowski“ (1998) und „True Grit“ (2010)), Roman Polański („Chinatown“ (1974) und „Der Ghostwriter“ (2010)), Martin Scorsese („Taxi Driver“ (1976) und „Casino“ (1995)) sowie Steven Spielberg („Jäger des verlorenen Schatzes“ (1981) und „Schindlers Liste“ (1993)), die man allesamt vielleicht weiter oben vermutet hätte, außerdem John G. Avildsen („Rocky“ (1976) und „Karate Kid“ (1984)), Danny Boyle („Trainspotting“ (1996) und „Slumdog Millionaire“ (2008)), Peter Jackson („Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ (2001) und „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ (2003)) sowie Robert Zemeckis („Zurück in die Zukunft“ (1985) und „Forrest Gump“ (1994)).


Jahrzehnte
Aufgrund der filmischen Sozialisierung der meisten Jurorinnen und Juroren wenig überraschend am stärksten vertreten sind die 1990er-Jahre mit 30 Nennungen, mit Respektabstand gefolgt von den 2000er-Jahren (21 Nennungen) und den 1970er-Jahren (20 Nennungen). Weiters erfolgten 9 Nennungen von Filmen aus den 1980ern und 6 Nennungen von Filmen aus den 2010ern. Auch genannt wurden Filme aus den 1940ern (5 Nennungen), 1950ern (4 Nennungen) und 1960ern (3 Nennungen) sowie ein Film aus den 1920er-Jahren.

Reihen
17 Filme sind Teil einer Reihe, doch gibt es nur drei Reihen, die mit mehreren Filmen vertreten sind: Neben den beiden „Pate“-Filmen sind dies die „Star Wars“-Reihe mit je einer Nennung von „Episode IV – Eine neue Hoffnung“ (1977, George Lucas) und „Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983, Richard Marquand) sowie die bereits erwähnten Filme „Die Gefährten“ und „Die Rückkehr des Königs“ der „Herr der Ringe“-Reihe. Bei den übrigen Filmen wurde bis auf die zwei Ausnahmen „Batmans Rückkehr“ (1992, Tim Burton) und „Kill Bill: Vol. 2“ stets der erste Teil einer Reihe genannt.

Animation
Überraschend hoch fällt die Nennung von Animationsfilmen aus. Sie liegt mit zehn Nennungen bei 10 Prozent. Neben den je zweimal nominierten Filmen „Der König der Löwen“ und „Die Monster AG“ wurden außerdem „Feivel, der Mauswanderer“ (1986, Don Bluth), „Die letzten Glühwürmchen“ (1988, Isao Takahata), „Toy Story“ (1995, John Lasseter, Andrew Stanton), „Ratatouille“ (2007, Brad Bird, Jan Pinkava), „Kung Fu Panda“ (2008, Mark Osborne, John Stevenson) und „Ich – Einfach Unverbesserlich“ (2010, Pierre Coffin, Chris Renaud) genannt.



Abschließend sei noch auf zwei Artikel in der diesjährigen Juni-Ausgabe von „Sight & Sound“ hingewiesen, die sich im Vorfeld der anstehenden Umfrage sehr kritisch mit der Frage auseinandersetzten, was es bedeute, Filme in einen kanonischen Status zu hieven (Nick Roddick: „Canonanonanonanon“, p. 15) und in Rankings zu pressen (Michael Atkinson: „Listomania“, p. 28–30). Dinge zu bewerten und miteinander in Beziehung zu setzen liegt in der Natur des Menschen und macht auch Spaß. Aber man sollte nie vergessen, dass es sich dabei stets um Momentaufnahmen ohne Absolutheitsanspruch handelt und die gleiche Umfrage mit den gleichen Personen morgen schon ganz anders ausgehen könnte.