31. Oktober 2013

Kinobesuche im September & Oktober 2013: „Frances Ha“ (2012, Noah Baumbach), „Rush“ (2013, Ron Howard), „Gravity“ (2013, Alfonso Cuarón), „Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll“ (2013, Steven Soderbergh)

Leider fehlt mir die Zeit, den Filmen, die ich jetzt im Herbst gesehen habe, eigene Rezensionen zu widmen. Der Vollständigkeit halber seien sie hier jedoch zusammengefasst:

„Frances Ha“ (2012, Noah Baumbach): Muss man sich eigentlich schlecht vorkommen, wenn man als Student nie das „typische“ heruntergekommene Studentenleben erlebt hat? Diese Frage stellte ich mir, als ich Frances’ (Greta Gerwig) Weg aus dem Chaos hin zu einer gefestigten „erwachsenen“ Existenz sah. Dem steht aber nicht entgegen, dass ich den Film hervorragend fand.

„Rush“ (2013, Ron Howard): Von allen Seiten wird Howards Film nach einem Drehbuch von Peter Morgan über die (fiktive) Rivalität der Formel 1-Fahrer Niki Lauda (Daniel Brühl) und James Hunt (Chris Hemsworth) gelobt – und das nicht ganz zu Unrecht. Dass Ron Howard sich in den 1970er-Jahren sehr wohl fühlt, hat er bereits mit den auf wahren Begebenheiten beruhenden Filmen „Apollo 13“ und „Frost/Nixon“ bewiesen. Dass er emotionale Geschichten erzählen kann, zeigt er uns in praktisch jedem seiner Werke. Wie weit der Film auch Menschen anspricht, die nicht mit den realen Ereignissen vertraut sind, kann ich schwer beurteilen, aber er scheint sich damit recht gut zu tun.

„Gravity“ (2013, Alfonso Cuarón): Regisseur Alfonso Cuarón, dessen (wenige) Filme ich sehr schätze, hat erneut ein düsteres Szenario entworfen, und was für eines! Selten gelingt es einem Film, mich 90 Minuten hindurch dermaßen unter völliger Anspannung zu halten, dass mir fast schlecht wird, wobei die Handlung an Minimalismus beinahe nicht zu überbieten ist. Die 3D-Weltraum-Odyssee Sandra Bullocks und George Clooneys ist zwar vielleicht nicht so philosophisch oder tiefsinnig, wie manche Kritiker verlautbart haben, aber dennoch absolut sehenswert.

„Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll“ (2013, Steven Soderbergh): Nein, Steven Soderberghs Ankündigung, keinen Kinofilm mehr drehen zu wollen, war (noch) keine leere Drohung – sein aktuelles Werk über den (bei uns kaum bekannten) Showpianisten Liberace (Michael Douglas) und dessen jungen Lebensabschnittspartner Scott Thorson (Matt Damon) wurde für den Fernsehsender HBO produziert, lief nun aber auch im Kino an. Formell ist „Liberace“ ein herkömmliches Biopic, das aber im typischen Stil Soderberghs vor allem durch die Leistung der beiden Hauptdarsteller glänzt. Kein Muss, aber ganz nett.

1. Oktober 2013

„Die Monster Uni“ (2013, Dan Scanlon)

Ach ja, „Die Monster Uni“ habe ich im Sommer ja auch gesehen! Was soll man da sagen, es ist ja schon recht lange her. Ein netter Film, konventionell in seiner Herangehensweise an den Collegefilm, aber trotzdem recht unterhaltsam und gut gemacht. Den Vergleich mit dem großartigen Vorgängerfilm „Die Monster AG“ aus 2001 darf man zwar nicht zu genau vornehmen, aber prinzipiell sehenswert ist er schon.

14. September 2013

Der 100. Eintrag

Es hat ein Weilchen gedauert und doch mag es ob der zum Teil recht geringen Frequenz verwundern, dass Trofis feinste Auslese mit dem heutigen Tag seinen 100. Eintrag verzeichnen kann. Anlass für mich, ein paar allgemeine und statistische Beobachtungen anzubringen.

Trofis feinste Auslese startete am 8. Dezember 2011 mit einer allgemeinen Begrüßung und einer Rezension von Roman Polańskis „Der Gott des Gemetzels“. Wie nicht anders zu erwarten, war der erste Monat des Bestehens dank eines tatkräftigen Anfängereifers auch der produktivste: 21 Einträge gab es im Dezember 2011! Auch wie nicht anders zu erwarten, wurde der Aufwand bald auf ein realistischeres Maß reduziert. Im Jahr 2012 gab es insgesamt 44 Einträge, im Jahr 2013 bisher 35 (diesen mit einberechnet). Dabei ist zu beobachten, dass sich die Zahl der Einträge sowohl 2012 als auch 2013 nicht zuletzt nach den wichtigen Preisverleihungen richtete, was natürlich mit den damit zusammenhängenden Kinobesuchen zu tun hat. Anfang des Jahres, um die Zeit von Golden Globes und Oscars, laufen viele Filme an, dementsprechend finden sich viele Einträge im Blog. Im Frühjahr kommt eine leichte Flaute bis gegen Ende des Arbeitsjahres. Im Herbst sind die Einträge regelmäßiger.

Die Seitenaufrufstatistik führen wenig überraschend zwei Einträge an, die über den kleinen Kreis von mir persönlich bekannten Leserinnen und Lesern hinaus vom Regisseur Alejandro Roman Pescador selbst verbreitet wurden: „Thanatosis“, gefolgt von „Mann mit Hut“. Auffällig ist, dass danach vor allem allgemeinere Einträge beim Publikum punkten konnten: Die besten Filme aller Zeiten. Eine subjektive Umfrage, dann Kino-Ranking 2012, dann Kino-Ranking 2011. Sehr stark sind aber auch die Rezensionen zu „Der Gott des Gemetzels“, „Skyfall“, „In Time“, „The Dark Knight Rises“ und – bemerkenswert – „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“. Nicht überraschen dürfte die Tatsache, dass mit großem Abstand die meisten Zugriffe auf Trofis feinste Auslese über Facebook erfolgten.

So bleibt noch, den p.t. Leserinnen und Lesern dieses Blogs von Herzen zu danken: Jenen, die ihn bereits von Anbeginn begleiten, für ihre Treue; jenen, die ihn erst später oder gar erst vor kurzem entdeckt haben, für ihre Neugierde, die sie hierher gelockt hat. Ich hoffe, dass ich auch weiterhin auf dieses rege Interesse bauen kann, wenn ich mich daran mache, meine vermeintlichen Weisheiten in die Welt hinauszuposaunen. Vielen Dank!

„Before Midnight“ (2013, Richard Linklater)

Diese Rezension, die bereits im Juni 2013 entworfen wurde, enthält für jene, die die früheren Filme nicht kennen, SPOILER!

Richard Linklaters „Before …“-Reihe begann 1995 in „Before Sunrise“ mit der Begegnung des Amerikaners Jesse (Ethan Hawke) und der Französin Celine (Julie Delpy) in einem Zug von Budapest nach Paris und einem gemeinsam verbrachten Tag in Wien. Neun Jahre später begegneten sich die beiden in „Before Sunset“ (2004) erneut, dieses Mal in Paris.

18 Jahre sind seit der ersten Begegnung Jesses mit Celine vergangen, und das sieht man den beiden auch an. Hawke und Delpy sind alt geworden. Umso beeindruckender ist es, dass die Machart der Vorgängerfilme – im Wesentlichen bestehen sie schlicht und einfach aus einem durchgehenden Zwiegespräch – hier immer noch funktioniert. Dieses Mal ist es ein Urlaub in Griechenland, der den Hintergrund für das intensive Zwiegespräch der beiden bildet. Dabei spielt jedoch die Szenerie eine geringere Rolle als in den beiden Vorgängerfilmen.

Die zwei großen Stärken von „Before Midnight“ sind wieder einmal die perfekte Chemie zwischen Hawke und Delpy sowie die von Regisseur Linklater und seinen beiden Hauptdarstellern hervorragend geschriebenen Dialoge. Der Tenor dieser Dialoge hat sich leicht verschoben, doch gerade diese Entwicklung garantiert, dass wir nicht einfach nur mehr von demselben vorgesetzt bekommen. So wie die Darsteller ist auch das Publikum gemeinsam mit ihnen älter geworden: vom studentischen Leichtsinn über die Selbstüberschätzung des frühen Berufslebens hin zur auf Erfahrung beruhenden Ernüchterung. Ein guter Ausblick für 2022!

1. Juli 2013

„Mann mit Hut“ (2013, Lukas Peter Thanhofer, Alejandro Roman Pescador)

Von Alejandro Roman Pescadors „Thanatosis“ konnte ich bereits vor einigen Monaten berichten. Jetzt zeigt das junge Talent mit einem weiteren Kurzfilm erneut auf, diesmal in Doppelregie mit Lukas Peter Thanhofer: „Mann mit Hut“, das sind fünf rasante Minuten Verwechslungskomödie in nuce, an denen Buster Keaton seine wahre Freude gehabt hätte.

27. Juni 2013

„The Place Beyond the Pines“ (2012, Derek Cianfrance)

Ganz anders als einem die Kinovorschau weismachen möchte, ist „The Place Beyond the Pines“ alles andere als ein actiongeladener Motorradfilm. Regisseur Derek Cianfrance, der bereits mit „Blue Valentine“ begeisterte, inszeniert einen sehr nachdenklichen Film über Väter und Söhne. „The Place Beyond the Pines“ gliedert sich in drei verschiedene Abschnitte auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen. Während der erste Teil ein wenig an eine Mischung aus „Heat“ und „Drive“ erinnert, gemahnt der zweite an Filme von Sidney Lumet wie etwa „Prince of the City“. Der dritte Abschnitt wiederum zitiert klassische Highschool- und Coming-of-Age-Dramen der 1980er, vielleicht am deutlichsten Francis Ford Coppolas „Rumble Fish“.

Die Kamera von Sean Bobbitt, der auch an den beiden Steve McQueen-Filmen „Hunger“ und „Shame“ beteiligt war, verleiht dem Film eine sehr nüchterne Schönheit. Die große Stärke von „The Place Beyond the Pines“ ist jedoch die Schauspielerriege, die durch die Bank hervorragend agiert. Neben den Hauptdarstellern Ryan Gosling und Bradley Cooper sind hier vor allem Eva Mendes, Ben Mendelsohn, Mahershala Ali und Ray Liotta hervorzuheben.

Auch wenn ich mir dafür bereits einige ungläubige Blicke eingeheimst habe, kann ich „The Place Beyond the Pines“ nur unbedingt empfehlen!

„To the Wonder“ (2012, Terrence Malick)

Terrence Malick, ehemaliger Professor für Philosophie, hat sich in letzter Zeit ja zu einem wahren Vielarbeiter gewandelt (für seine Verhältnisse): Er hat in den letzten 40 Jahren lediglich sechs Filme gedreht, davon jedoch drei in den letzten sieben Jahren. Nun ist mit „To the Wonder“ die Nummer Sechs auch bei uns im Kino zu sehen gewesen.

Terrence Malick liebt man oder hasst man. Ich gehöre zu ersterer Gruppe, doch muss ich zugegeben, dass es mir „To the Wonder“ nicht immer ganz einfach mit dieser Entscheidung gemacht hat. Eine Inhaltsangabe zu geben kann man sich sparen, da sich der Regisseur vor allem in der ersten Hälfte des Films immer mehr von einer regulären Handlung entfernt. So besteht die Aufgabe von Schauspielern Ben Affleck, Olga Kurylenko, Rachel McAdams und Javier Bardem weniger im Reden (bis auf die obligatorischen Voice-over) als vielmehr im Schauen. Dabei darf natürlich auch das Malick-Klischee schlechthin, der schweigende Gang durch eine Wiese oder ein Feld, keinesfalls fehlen.

Wenn der Film jedoch auch manche augenfällige Schwäche haben mag, so ist ein Verriss nicht angebracht. Auf Terrence Malick muss man sich einlassen. Wenn man dies tut, dann taucht man ein in eine Bilderflut, die wie schon bei „The New World“ und „The Tree of Life“ von Kameramann Emmanuel Lubezki in wunderbarer Schönheit gestaltet wurde. Worum es bei „To the Wonder“ nun geht? Es ist ein Film über das Geschenk von Beziehungen – sei es zu einem Menschen, sei es zu Gott – und deren Zerbrechlichkeit.

15. Juni 2013

„Der große Gatsby“ (2013, Baz Luhrmann)

Bereits vor zwei Wochen habe ich mir Baz Luhrmanns „Der große Gatsby“ angeschaut. Die Romanvorlage von F. Scott Fitzgerald ist seit ihrem Erscheinen 1925 mehrmals verfilmt worden, wobei die bekannteste Adaption wohl jene von Jack Clayton aus dem Jahr 1974 mit Robert Redford und Mia Farrow sein dürfte; ich selbst kannte bisher jedoch keine der Verfilmungen. Als Jugendlicher habe ich einst das Buch gelesen, ich musste aber feststellen, dass ich kaum noch eine Erinnerung daran hatte und vieles damals wohl auch gar nicht verstanden habe.

Nick Carraway (Tobey Maguire), ein eben vom College kommender junger Börsenmakler, erzählt uns die Geschichte seines Nachbarn Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio), eines mysteriösen Neureichen, der auf seinem Anwesen auf Long Island rauschende Feste feiert. Gatsby ist Carraway zugetan, was aber nicht zuletzt mit dessen Cousine Daisy (Carey Mulligan) zusammenhängt. Daisy, eine Verflossene Gatsbys, wohnt mit ihrem versnobten Ehemann Tom Buchanan (Joel Edgerton) auf der anderen Seite der Bucht. Zunehmend offenbart uns Carraway die Geheimnisse um Gatsby. Dabei ist das erste Problem des Films bereits die Buchvorlage. Der Roman „Der große Gatsby“ und dessen Moralvorstellung stammen nun einmal aus einer anderen Zeit und passen meiner Meinung nach nicht mehr so ohne weiteres in unsere heutige Gegenwart. Die unwidersprochene Grundannahme, dass moralisches Handeln nicht von Bedeutung für die Beurteilung einer Person ist solange diese nur etwas aus sich und ihrem Leben macht, scheint mir problematisch. Doch darauf muss man sich wohl einlassen, wenn es um die Verfilmung eines Stückes Weltliteratur geht.

Bei der Beurteilung des nun erschienenen Films „Der große Gatsby“ darf man wohl nicht allzu streng sein: Wenn irgendwo Baz Luhrmann („William Shakespeares Romeo + Julia“, „Moulin Rouge“, „Australia“) draufsteht, dann bekommt man auch Baz Luhrmann. Es ist fast schon beeindruckend, wie der Regisseur selbst mit Schauspielern wie DiCaprio, Maguire und Mulligan einen Film mit so wenig Gefühl zustande bringen konnte. Doch dafür ist der geneigte Betrachter ausnahmsweise ohnedies nicht ins Kino gegangen. Von Luhrmann erwartet man Bildgewalt und Opulenz, und die bekommt man auch: die von Catherine Martin designten Art déco-Sets, die mit bewussten Anachronismen gespickten Inszenierungen der ausgelassenen Partys, die in ihrer Ästhetik an Plakate und Illustrationen der 1920er erinnernde (und vereinzelt sogar ins comichafte übergehende) Bildgestaltung – das alles gilt es in 3D zu bestaunen. Mehr aber auch nicht.

7. Mai 2013

„Broken City“ (2013, Allen Hughes)

Der Privatdetektiv Billy Taggart (Mark Wahlberg), ein ehemaliger Polizist, der wegen eines nicht beweisbaren Lynchmords an einem Vergewaltiger den Dienst quittieren musste, wird mitten in der heißesten Phase des New Yorker Wahlkampfs zum Bürgermeister Nicholas Hostetler (Russell Crowe) bestellt. Taggart soll Hostetlers Frau Cathleen (Catherine Zeta-Jones) beschatten. Ihm ist dabei noch nicht klar, was für eine Lawine dies nach sich ziehen wird.

„Broken City“ braucht eine ganze Weile, um in Fahrt zu kommen, und streift dabei mehr als nur ein Klischee des Politthrillers und des „Ex-Cop-Jetzt-Privatdetektiv“-Films. Hat man das aber einmal überstanden, dann entwickelt sich der Film durchaus noch zu einem spannenden Vergnügen. Getragen wird er weniger von der Haupthandlung als vielmehr von den Nebenschauplätzen, vom Soundtrack von Atticus Ross und natürlich vor allem von seinen Schauspielern: vom minimalistischen Wahlberg ebenso wie vom überzeichnenden Crowe, von Zeta-Jones, von Kyle Chandler als Wahlkampfleiter und von Jeffrey Wright als Polizeichef. „Broken City“ ist kein überragendes Meisterwerk, aber als Genrekino für Zwischendurch ganz in Ordnung. Und außerdem hat doch jeder Film, der mit Moby endet, mich mehr oder weniger schon für sich gewonnen.

5. Mai 2013

„Side Effects“ (2013, Steven Soderbergh)

Steven Soderbergh ist wohl einer jener Regisseure, die nur sehr schwer eine Fanbasis ansprechen – zu sehr schwankt er für manche Kritiker zwischen Mainstream und Arthouse. Ich erinnere mich an eine Rezension, die ich schon vor mehreren Jahren gelesen habe; darin wurde vermutet, dass Soderbergh sich seine künstlerisch anspruchsvolleren Projekte durch seine weniger anspruchsvollen finanzieren wolle, nach dem Motto einer für das Studio, einer für mich. „Und dann zur Aufbesserung der Kassa wieder ein „Ocean’s“-Film ...“, stand damals sinngemäß recht pejorativ zu lesen. Ich stimme dem nicht zu. Ich bin ein bekennender Soderbergh-Fan, wenngleich ich seine letzten Filme „Contagion“ und „Magic Mike“ im Kino leider verpasst habe („Haywire“ habe ich vor kurzem auf Blu-ray gesehen und war begeistert). Natürlich sind die „Ocean’s“-Filme und „Haywire“ nicht wie „Traffic“, „Erin Brockovich“, „The Good German“ und die „Che“-Filme oder gar wie „Sex, Lügen und Video“, „Kafka“ und „Solaris“, aber selbst seine angeblich anspruchsloseren Filme beinhalten stets etwas, was diese von ähnlich gearteten Filmen anderer Regisseure unterscheidet. So ist es auch mit seinem jüngsten Film „Side Effects“.

Emily Taylor (Rooney Mara) leidet an Depressionen; ihr Ehemann Martin (Channing Tatum, in seiner dritten Zusammenarbeit mit Soderbergh in eineinhalb Jahren) ist nach einer Verurteilung wegen Insiderhandels eben aus dem Gefängnis entlassen worden. Nach einem Versuch, sich etwas anzutun, sucht Emily Hilfe beim Psychiater Dr. Jonathan Banks (Jude Law), der sie auf Anti-Depressiva setzt. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Banks ihr nach Rücksprache mit ihrer früheren Psychiaterin Dr. Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones) zögerlich das neue Psychopharmakon Ablixa verschreibt.

Man erwartet sich von „Side Effects“ zunächst möglicherweise einen Wirtschaftsthriller, in dem die Allgegenwart von Medikamenten in unserer Gesellschaft angeprangert wird. Doch der Film ist mit seinen unerwarteten Wendungen deutlich mehr. Aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen möchte ich hier nicht näher darauf eingehen. Soviel sei aber gesagt: Steven Soderbergh ist jedenfalls ein sehenswerter, solider Psychothriller gelungen. Der Regisseur hat vor kurzem angekündigt, sich aufgrund der immer schwierigeren Arbeitsbedingungen endgültig aus dem Filmgeschäft zurückziehen zu wollen – es bleibt zu hoffen, dass dies nur eine Werbestrategie und „Side Effects“ nicht sein letzter Spielfilm war.

„Die Jagd“ (2012, Thomas Vinterberg)

Bereits vor mehreren Wochen konnte ich „Die Jagd“, den jüngsten Film des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg, im Kino sehen. Darin wird der ehemalige Lehrer Lucas (Mads Mikkelsen), der nach der Schließung seiner Schule in seinem Heimatort als Kindergärtner arbeitet, beschuldigt, die fünfjährige Klara (Annika Wedderkopp), Tochter seines besten Freundes Theo (Thomas Bo Larsen), sexuell missbraucht zu haben. Obwohl er unschuldig ist und angebliche Beweise sich bald als unhaltbar erweisen, muss er erleben, wie sich von einem Tag auf den anderen all seine Freunde und Bekannten gegen ihn wenden.

„Die Jagd“ ist einer jener Filme, deren Betrachtung fast unerträglich ist, weil wir wissen, dass hier jemand in eine Abwärtsspirale gerät und nichts dagegen tun kann. Viele Reaktionen und Handlungen der Personen mögen uns banal oder irrational erscheinen, doch gerade diese Banalität und Irrationalität ist es, die wohl der Realität solcher Hexenjagden am nächsten kommt.

Obwohl die Erfahrung schmerzhaft ist, sollte man sich „Die Jagd“ unbedingt ansehen!