15. September 2014

„Maps to the Stars“ (2014, David Cronenberg)

Eine junge Frau, die nach Hollywood gekommen ist, um dort ihr Glück zu suchen (Mia Wasikowska); ein Limousinenchauffeur, dessen Schauspielkarriere nicht wirklich in Schwung geraten will (Robert Pattinson); ein dreizehnjähriger Teeniestar, der bereits einen Drogenentzug hinter sich hat (Evan Bird); seine ehrgeizige und zielstrebige Mutter (Olivia Williams) und sein als Lebenscoach ordinierender Vater (John Cusack); sowie eine gealterte Schönheit, die auf die eine Comeback-Rolle hofft (Julianne Moore) – so lauten die Voraussetzungen von David Cronenbergs jüngstem Film „Maps to the Stars“, im Laufe dessen sich die Leben der Genannten auf die eine oder andere Art und Weise kreuzen werden.

Regisseur Cronenbergs Werke sind gekennzeichnet von einer besonderen psychologischen Tiefe, die sich in den letzten Jahren vor allem in ruhigen Dialogfilmen manifestierte. Einer seiner auch einem breiteren Publikum bekannten Filme ist dementsprechend mit „Eine dunkle Begierde“ (2011) eine Auseinandersetzung mit der Frühzeit der Psychoanalyse und deren Begründer Sigmund Freud. Dass aber seine Wurzeln im Horrorfilm liegen – vor allem im von ihm stark mitgeprägten Körperhorror – kann (und will) Cronenberg nicht verleugnen. Bereits von Beginn an sind wir in „Maps to the Stars“ mit Brandwunden und Körpermalträtierungen konfrontiert. Nicht zuletzt aber sind auch seine ruhigeren Filme oftmals geprägt von einem plötzlichen Ausbruch extremer Gewalt. Dass „Maps to the Stars“ folglich keine übliche Beleuchtung der Filmindustrie Hollywoods darstellt, darf daher nicht überraschen. Hier sehen wir eine albtraumhafte Hässlichkeit, die uns sonst in ähnlichen Filmen bei aller geäußerten Kritik erspart bleibt. Sehenswert!

5. September 2014

„The Young and Prodigious T.S. Spivet – Die Karte meiner Träume“ (2013, Jean-Pierre Jeunet)

Regisseur Jean-Pierre Jeunet, der in den 1990ern mit schwarzhumorigen Filmen wie „Delicatessen“ und „Alien – Die Wiedergeburt“ von sich reden machte und seit seinem wohl bekanntesten Werk „Die fabelhafte Welt der Amélie“ und „Mathilde – Eine große Liebe“ seinem Surrealismus eine noch stärkere märchenhafte Note verliehen hat, ist mit „Die Karte meiner Träume“ nun beim Familienfilm angekommen.
 
Der begabte zwölfjährige T. S. Spivet (Kyle Catlett) lebt auf einer Ranch in Montana und fühlt sich dort von seiner Familie – der Vater (Callum Keith Rennie) ein anachronistischer Cowboy, die Mutter (Helena Bonham Carter) eine zerstreute Insektenforscherin – nicht verstanden. Als er für eine seiner Erfindungen einen Preis von der Smithsonian Institution in Washington erhalten soll, weil diese ihn für einen Erwachsenen hält, macht er sich alleine auf eine Reise quer durchs Land.

Instinktiv fühlt man sich bei „Die Karte meiner Träume“ an Martin Scorseses „Hugo Cabret“ erinnert: In beiden Fällen sind die Vorlagen reich illustrierte Jugendromane mit besonderer visueller Gestaltung. Die Protagonisten beider Filme sind technisch versierte Zwölfjährige, der eine ein Waise, der andere ein vorgeblicher Waise. Und beide Filme bedienen sich wunderbarer 3D-Effekte, um Zeichnungen auf Papier räumlich zu präsentieren. Doch während Scorseses Film mindestens zu gleichen Teilen auch an Erwachsene gerichtet war, hat Jeunet seinen Fokus wohl vor allem auf das jugendliche Publikum gelegt – zu „einfach“ sind manche Charakterisierungen und Handlungsmuster. So ist „Die Karte meiner Träume“ zwar ein netter Film, der bisweilen auch zu Tränen rührt, vielleicht aber doch ein klein wenig zu naiv und melodramatisch.