Morgen, am Sonntag, dem 2. März 2014, werden die diesjährigen Academy
Awards vergeben. Im Folgenden finden sich sämtliche Nominierungen sowie meine
Tipps und meine Wünsche. Ist mir eine Aussage nicht möglich, dann lasse ich es
sein. Kursiv wiedergegeben werden jene Filme, die ich bereits gesehen habe. Bis
auf „Her“ und „Im August in Osage County“ waren bzw. sind sämtliche Filme, die
in den Hauptkategorien nominiert sind, in Österreich bereits regulär im Kino zu
sehen.
Bester Film
„American Hustle“
„Captain Phillips“
„Dallas Buyers Club“
„Gravity“
„Her“
„Nebraska“
„Philomena“
„12 Years a Slave“
„The Wolf of Wall Street“
Von jenen Filmen, die ich gesehen habe, fand ich wohl „Nebraska“ und „12
Years a Slave“ am besten – beiden würde ich die Auszeichnung wünschen. Der
Logik der Academy folgend, wird der Sieger wohl „12 Years a Slave“ heißen.
Tipp: „12 Years a Slave“. Wunsch: „Nebraska“ oder „12 Years a Slave“.
Beste Regie
Alfonso Cuarón – „Gravity“
Steve McQueen – „12 Years a
Slave“
Alexander Payne – „Nebraska“
David O. Russell – „American
Hustle“
Martin Scorsese – „The Wolf of
Wall Street“
Allein schon aufgrund des jeweiligen beeindruckenden Gesamtoeuvres
hätte es jeder der fünf Regisseure verdient, die Auszeichnung mit nach Hause zu
nehmen. Alle fünf Nominierten zählen zu jenen Filmschaffenden, die ich sehr
schätze und deren Filme ich mir auch ohne Auszeichnungen schon aus Prinzip
immer ansehen möchte. Jetzt auf die aktuellen Filme bezogen wohl am wenigsten
verdient – und ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde – hat
es Martin Scorsese, da er für „The Wolf of Wall Street“ durch das Aufwärmen
alter Rezepte das geringste Risiko eingegangen ist. Auch David O. Russell hat schon
bessere Filme gemacht. In der konkret vorliegenden Situation würde ich die
Auszeichnung Alfonso Cuarón, Alexander Payne oder Steve McQueen mehr wünschen.
Letzterer hat wohl auch die meisten Chancen.
Tipp: Steve McQueen. Wunsch: Alfonso Cuarón, Alexander Payne oder Steve
McQueen.
Bester Hauptdarsteller
Christian Bale – „American
Hustle“
Bruce Dern – „Nebraska“
Leonardo DiCaprio – „The Wolf of
Wall Street“
Chiwetel Ejiofor – „12 Years a
Slave“
Matthew McConaughey – „Dallas
Buyers Club“
Alle fünf Nominierten stehen würdig auf der Liste und allen fünf würde
ich die Auszeichnung wünschen, aus Sentimentalität dem Alter gegenüber wohl am
meisten Bruce Dern, aber ein Oscar für Leonardo DiCaprio ist auch schon längst
überfällig. Nach der bisherigen Award-Saison zu urteilen, hat Matthew
McConaughey wohl aber tatsächlich die besten Karten.
Tipp: Matthew McConaughey. Wunsch: allen.
Beste Hauptdarstellerin
Amy Adams – „American Hustle“
Cate Blanchett – „Blue Jasmine“
Sandra Bullock – „Gravity“
Judi Dench – „Philomena“
Meryl Streep – „Im August in Osage County“ („August: Osage County“)
Bei den Frauen fällt mir die Wahl meist schwerer, was wohl auch mit der
geringeren Bandbreite an Frauenrollen in Hollywood zu tun hat. Am ehesten
wünsche ich die Auszeichnung Sandra Bullock, da sie es geschafft hat, „Gravity“
wirklich mehr oder weniger im Alleingang zu stemmen – und das noch dazu in
einer Greenbox hängend. Diese Ansicht wird wohl auch die Academy teilen.
Tipp & Wunsch: Sandra Bullock.
Bester Nebendarsteller
Barkhad Abdi – „Captain Phillips“
Bradley Cooper – „American
Hustle“
Michael Fassbender – „12 Years a
Slave“
Jonah Hill – „The Wolf of Wall
Street“
Jared Leto – „Dallas Buyers Club“
Barkhad Abdi habe ich nicht gesehen, aber die Leistungen der anderen
vier Schauspieler fand ich allesamt hervorragend. Wünschen würde ich den Oscar
wohl am ehesten Michael Fassbender, erhalten wird ihn wahrscheinlich der
Favorit Jared Leto.
Tipp: Jared Leto. Wunsch: Michael Fassbender.
Beste Nebendarstellerin
Sally Hawkins – „Blue Jasmine“
Jennifer Lawrence – „American
Hustle“
Lupita Nyong’o – „12 Years a
Slave“
Julia Roberts – „Im August in Osage County“
June Squibb – „Nebraska“
Ich schätze Jennifer Lawrence sehr, aber mehr wünschen würde ich die
Auszeichnung Lupita Nyong’o oder June Squibb. Nyong’o könnte die tatsächliche
Gewinnerin sein.
Tipp: Lupita Nyong’o. Wunsch: Lupita Nyong’o oder June Squibb.
Bestes Originaldrehbuch
„American Hustle“ – Eric Warren
Singer und David O. Russell
„Blue Jasmine“ – Woody Allen
„Dallas Buyers Club“ – Craig
Borten und Melisa Wallack
„Her“ – Spike Jonze
„Nebraska“ – Bob Nelson
Ich sage nur „Nebraska“.
Tipp & Wunsch: „Nebraska“.
Bestes adaptiertes Drehbuch
„12 Years a Slave“ – John Ridley
„Before Midnight“ – Richard
Linklater, Julie Delpy, Ethan Hawke
„Captain Phillips“ – Billy Ray
„Philomena“ – Steve Coogan und Jeff Pope
„The Wolf of Wall Street“ –
Terence Winter
Für „Before Midnight“ würde ich es mir wahnsinnig wünschen, weil der
Film eines meiner persönlichen Highlights des vergangenen Kinojahres war; wahrscheinlicher
ist jedoch „12 Years a Slave“
Tipp: „12 Years a Slave“. Wunsch: „Before Midnight“.
Bester Animationsfilm
„Die Croods“ („The Croods“) – Chris Sanders, Kirk DeMicco und Kristine
Belson
„Ich – Einfach Unverbesserlich 2“ („Despicable Me 2“) – Chris Renaud,
Pierre Coffin und Chris Meledandri
„Ernest & Celestine“ – Benjamin Renner und Didier Brunner
„Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ („Frozen“) – Chris Buck, Jennifer
Lee und Peter Del Vecho
„Kaze Tachinu“ – Hayao Miyazaki und Toshio Suzuki
Ich habe keinen der Filme gesehen, vermute aber, dass die Auszeichnung
an „Ich – Einfach Unverbesserlich 2“ gehen wird.
Tipp: „Ich – Einfach Unverbesserlich 2“.
Bester fremdsprachiger Film
„The Broken Circle“ („The Broken Circle Breakdown“) – Belgien (Regie:
Felix Van Groeningen)
„Das fehlende Bild“ („L’image manquante“) – Kambodscha (Regie: Rithy
Panh)
„Die Jagd“ („Jagten“) – Dänemark
(Regie: Thomas Vinterberg)
„La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ („La grande bellezza“) –
Italien (Regie: Paolo Sorrentino)
„Omar“ – Palästinensische Autonomiegebiete (Regie: Hany Abu-Assad)
Gesehen habe ich von den fünf Filmen leider nur „Die Jagd“, der es
jedenfalls verdient hätte, war er doch unter den besten meines vergangenen
Kinojahres. „La Grande Bellezza“ habe ich unverzeihlicherweise stets vor mir
hergeschoben, bis der Film irgendwann nicht mehr (zu einer anständigen Zeit) im
Kino lief; ich schätze die Filme Sorrentinos zwar, empfinde sie aber
gleichzeitig als sehr fordernd. Von Hany Abu-Assads „Paradise Now“ war ich sehr
beeindruckt, sein aktueller Film „Omar“ ist bei uns jedoch leider noch nicht
gelaufen. Das Rennen machen wird wie bei den Golden Globes wohl „La Grande
Bellezza“.
Tipp: „La Grande Bellezza“. Wunsch: „La Grande Bellezza“ oder „Die
Jagd“.
Bester animierter Kurzfilm
„Feral“ – Daniel Sousa, Dan Golden
„Get a Horse!“ – Lauren MacMullan, Dorothy McKim
„Mr Hublot“ – Laurent Witz, Alexandre Espigares
„Possessions“ – Shūhei Morita
„Für Hund und Katz ist auch noch Platz“ („Room on the Broom“) – Max
Lang, Jan Lachauer
Bester Kurzfilm
„Aquel no era yo“ – Esteban Crespo
„Avant que de tout perdre“ – Xavier Legrand und Alexandre Gavras
„Helium“ – Anders Walter und Kim Magnusson
„Pitääkö Mun Kaikki Hoitaa?“ – Selma Vilhunen und Kirsikka Saari
„The Voorman Problem“ – Mark Gill und Baldwin Li
Bestes Szenenbild
„12 Years a Slave“ – Adam
Stockhausen und Alice Baker
„American Hustle“ – Judy Becker
und Heather Loeffler
„Gravity“ – Andy Nicholson, Rosie
Goodwin und Joanne Woollard
„Der große Gatsby“ („The Great
Gatsby“) – Catherine Martin und Beverley Dunn
„Her“ – K. K. Barrett und Gene Serdena
Die Nominierungen für „12 Years a Slave“, „American Hustle“ und „Der
große Gatsby“ sind sehr verdient. Ich wünsche es dem Film, der es vermutlich
auch werden wird, nämlich „12 Years a Slave“.
Tipp & Wunsch: „12 Years a Slave“.
Beste Kamera
„The Grandmaster“ – Philippe Le Sourd
„Gravity“ – Emmanuel Lubezki
„Inside Llewyn Davis“ – Bruno
Delbonnel
„Nebraska“ – Phedon Papamichael
„Prisoners“ – Roger Deakins
Das Schwarzweiß von „Nebraska“ hat mich ebenso begeistert wie die
schwerelose Kameraführung Emmanuel Lubezkis in „Gravity“. Die Logik der Academy
beachtend wird es wohl eher letzterer werden.
Tipp: „Gravity“. Wunsch: „Gravity“ oder „Nebraska“.
Bestes Kostümdesign
„12 Years a Slave“ – Patricia
Norris
„American Hustle“ – Michael
Wilkinson
„The Grandmaster“ – William Chang Suk Ping
„Der große Gatsby“ – Catherine
Martin
„The Invisible Woman“ – Michael O’Connor
Wieder hätten es „12 Years a Slave“, „American Hustle“ und „Der große
Gatsby“ durchaus verdient, in dieser Kategorie zu gewinnen. Ob es am Ende dann
die 1850er oder die 1970er werden, ist aber gar nicht so leicht zu sagen.
Tipp: „12 Years a Slave“. Wunsch: „12 Years a Slave“ oder „American
Hustle“.
Bester Dokumentarfilm
„20 Feet from Stardom“ – Morgan Neville, Gil Friesen und Caitrin Rogers
„The Act of Killing“ – Joshua Oppenheimer und Signe Byrge Sørensen
„Cutie and the Boxer“ – Zachary Heinzerling und Lydia Dean Pilcher
„Dirty Wars: The World Is a Battlefield (Dirty Wars)“ – Richard Rowley
und Jeremy Scahill
„Al Midan“ – Jehane Noujaim und Karim Amer
Ich habe keinen der Dokumentarfilme gesehen, vermute aber, dass „The
Act of Killing“, der bereits den Europäischen Filmpreis erhalten hat, wohl die
besten Chancen hat.
Tipp: „The Act of Killing“.
Bester Dokumentar-Kurzfilm
„CaveDigger“ – Jeffrey Karoff
„Facing Fear“ – Jason Cohen
„Karama Has No Walls“ – Sara Ishaq
„The Lady in Number 6“ – Malcolm Clarke und Nicholas Reed
„Prison Terminal: The Last Days of Private Jack Hall“ – Edgar Barens
Bester Schnitt
„12 Years a Slave“ – Joe Walker
„American Hustle“ – Jay Cassidy,
Crispin Struthers und Alan Baumgarten
„Captain Phillips“ – Christopher Rouse
„Dallas Buyers Club“ – John Mac
McMurphy und Martin Pensa
„Gravity“ – Alfonso Cuarón und
Mark Sanger
Wenn man mitberücksichtigt, dass Schnitt auch Nicht-Schnitt sein kann,
dann geht die Auszeichnung verdientermaßen an „12 Years a Slave“.
Tipp & Wunsch: „12 Years a Slave“.
Bestes Make-Up und beste
Frisuren
„Dallas Buyers Club“ – Adruitha
Lee und Robin Mathews
„Jackass: Bad Grandpa“ („Jackass Presents: Bad Grandpa“) – Stephen
Prouty
„Lone Ranger“ („The Lone Ranger“) – Joel Harlow und Gloria Pasqua-Casny
Tipp & Wunsch: „Dallas Buyers Club“.
Beste Filmmusik
„Die Bücherdiebin“ („The Book Thief“) – John Williams
„Gravity“ – Steven Price
„Her“ – William Butler und Owen Pallett
„Philomena“ – Alexandre Desplat
„Saving Mr. Banks“ – Thomas Newman
Ohne die Scores gehört zu haben, würde ich persönlich Alexandre Desplat
endlich einen Oscar wünschen. Einen Tipp kann ich beim besten Willen nicht
abgeben.
Wunsch: „Philomena“.
Bester Filmsong
„Happy“ aus „Ich – Einfach Unverbesserlich 2“ – Pharrell Williams
„Let It Go“ aus „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ – Kristen
Anderson-Lopez und Robert Lopez
„The Moon Song“ aus „Her“ – Karen O und Spike Jonze
„Ordinary Love“ aus „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ („Mandela:
Long Walk to Freedom“) – Paul Hewson, Dave Evans, Adam Clayton, Larry Mullen
Filmsongs haben den Vorteil, dass man sie sich auch einfach anhören
kann ohne den dazugehörigen Film zu sehen; zudem läuft „Happy“ ständig im
Radio, „Ordinary Love“ kannte ich so schon. Der U2-Song ist es auch, der völlig
verdient mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit siegen wird, und zwar nicht nur,
weil er eindeutig der beste ist, sondern weil es Pop-Giganten bei den Oscars
prinzipiell leicht habe.
Tipp & Wunsch: „Ordinary Love“.
Bester Ton
„Captain Phillips“ – Chris Burdon, Mark Taylor, Mike Prestwood Smith
und Chris Munro
„Gravity“ – Skip Lievsay, Niv
Adiri, Christopher Benstead und Chris Munro
„Der Hobbit – Smaugs Einöde“ („The
Hobbit: The Desolation of Smaug“) – Christopher Boyes, Michael Hedges, Michael
Semanick und Tony Johnson
„Inside Llewyn Davis“ – Skip
Lievsay, Greg Orloff und Peter F. Kurland
„Lone Survivor“ – Andy Koyama, Beau Borders und David Brownlow
Wie jedes Jahr möchte ich an dieser Stelle betonen, dass ich der Meiung
bin, dass es für Laien besonders schwer ist, den Ton zu beurteilen. Ich glaube
aber, dass die Auszeichnung an „Gravity“ gehen könnte für den
Weltraum-Nicht-Ton. Ebenfalls wünschen würde ich es „Inside Llewyn Davis“.
Tipp: „Gravity“. Wunsch: „Gravity“ oder „Inside Llewyn Davis“.
Bester Tonschnitt
„All Is Lost“ – Steve Boeddeker und Richard Hymns
„Captain Phillips“ – Oliver Tarney
„Gravity“ – Glenn Freemantle
„Der Hobbit – Smaugs Einöde“ –
Brent Burge
„Lone Survivor“ – Wylie Stateman
Auch dieser Oscar könnte an „Gravity“ gehen.
Tipp & Wunsch: „Gravity“.
Beste visuelle Effekte
„Gravity“ – Tim Webber, Chris
Lawrence, Dave Shirk und Neil Corbould
„Der Hobbit – Smaugs Einöde“ –
Joe Letteri, Eric Saindon, David Clayton und Eric Reynolds
„Iron Man 3“ – Christopher Townsend, Guy Williams, Erik Nash und Daniel
Sudick
„Lone Ranger“ – Tim Alexander, Gary Brozenich, Edson Williams und John
Frazier
„Star Trek Into Darkness“ – Roger Guyett, Patrick Tubach, Ben Grossmann
und Burt Dalton
Diese Auszeichnung wird ebenfalls „Gravity“ einheimsen, weil die
Academy es glaube ich gerne sieht, wenn gerade diese Kategorie mit
anspruchsvollem Kino verknüpft wird. Ich habe überhaupt kein Problem damit.
Tipp & Wunsch: „Gravity“.