19. August 2015

Statt Trofis feinster Auslese nun cineMAT

Nach dreieinhalb Jahren und 135 Beiträgen ist es Zeit für eine Zäsur bzw. einen Neustart: Trofis feinste Auslese wird unter diesem Namen nicht mehr fortgeführt, ab sofort blogge ich auf cineMAT Filmblog. Die Gründe hierfür könnt ihr dort nachlesen.

Trofis feinste Auslese bleibt als Seite natürlich bestehen und wird nicht gelöscht. Ihr findet hier also nach wie vor alle Beiträge von Dezember 2011 bis August 2015.

Ich danke allen Leserinnen und Lesern für ihre Treue und hoffe auf ein Wiedersehen auf cineMAT!

19. März 2015

„Blackhat“ (2014, Michael Mann)

Ein wenig in der Vielzahl interessanter Kinostarts im Februar und März dieses Jahres untergegangen ist der jüngste Film von Michael Mann, der nicht nur von vielen zu den bedeutendsten Regisseuren unserer Zeit gezählt wird, sondern auch einer meiner absoluten Lieblingsregisseure ist. „Blackhat“ ist sein erster Film seit sechs Jahren, und nach zwei eher schwachen Filmen war die Spannung natürlich groß, was kommen würde.

In diesem Action-Cyberthriller fahndet ein chinesisch-US-amerikanisches Geheimdienstteam nach einem kriminellen Hacker, der eine Explosion in einem chinesischen Atomkraftwerk verursacht hat. Bei der Tätersuche behilflich sein soll der inhaftierte Hacker Hathaway (Chris Hemsworth), dem bei Erfolg die Freiheit in Aussicht gestellt wird. Die Ermittlungen führen zunächst nach Hongkong.

Soweit ich das bisher verfolgt habe, waren die Kritiken von „Blackhat“ nicht berauschend, was ich aber so nicht ganz nachvollziehen kann. Michael Mann wird häufig zu Unrecht unterstellt, er stelle Stil vor Inhalt, doch sein jüngster Film ist über weite Strecken absolut spannend erzählt und berührt dabei nicht wenige derzeit aktuelle Themen. Natürlich spielt Stil eine große Rolle, und so gibt es auch einige Elemente, die wir aus früheren Filmen kennen und die inzwischen zu Manns Markenzeichen geworden sind, etwa plötzliche Konflikteskalationen, penibel inszenierte Actionsequenzen oder nächtliche Großstadtlichtspiele. „Blackhat“ mag dabei vielleicht nicht ganz an Manns alte Größe von „Heat“, „Insider“ oder „Collateral“ heranreichen, doch nach „Miami Vice“ und „Public Enemies“ ist der Film wirklich eine wahre Freude.

22. Februar 2015

Oscar-Verleihung 2015: Die Nominierungen

Heute werden die diesjährigen Academy Awards vergeben. Anders als in den Vorjahren möchte ich bei der Diskussion der diesjährigen Oscarnominierungen aber etwas anders vorgehen: Ich äußere meine Tipps und Wünsche nicht mehr in Listenform – weshalb auch ein Abhaken und Auswerten der Ergebnisse nicht mehr möglich sein wird – und behandle außerdem nicht mehr alle Kategorien. Dafür ist nun auch ein wenig Platz für einige allgemeinere Gedanken.

Von den nominierten Filmen gesehen habe ich „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ (Bester Film, insgesamt neun Nominierungen), „Grand Budapest Hotel“ (Bester Film, insgesamt neun Nominierungen), „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ (Bester Film, insgesamt acht Nominierungen), „Boyhood“ (Bester Film, insgesamt sechs Nominierungen), „Interstellar“ (insgesamt fünf Nominierungen), „Foxcatcher“ (insgesamt fünf Nominierungen), „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ (insgesamt zwei Nominierungen), „Ida“ (insgesamt zwei Nominierungen) und „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (eine Nominierung).

An dieser Stelle habe ich schon öfters eine häufig in Kennerkreisen vertretene Ansicht wiedergegeben: Der Zweite Weltkrieg, die NS-Zeit und der Holocaust als Themen ebnen den Weg zu den Oscars. Dies scheint auch heuer wieder zu gelten, denn anders sind die acht Nominierungen für „The Imitation Game“ – der wohlgemerkt ein guter Film ist, aber auch nicht mehr – nicht zu erklären. Auch „Ida“, nominiert als bester fremdsprachiger Film und für die beste Kamera – und zudem ein hervorragender Film – fällt in diese Kategorie. Doch auch „Grand Budapest Hotel“ ließe sich in gewisser Weise hierzu zählen, wenngleich der Film in einer fiktionalisierten Zeitebene spielt. Auch Filme über den langen und andauernden Kampf der Afroamerikaner für ihre Rechte haben meist gute Oscar(nominierungs)chancen. So war eigentlich von Anfang an klar, dass „Selma“ zumindest als Bester Film nominiert werden würde. Nichtsdestotrotz handelt es sich insgesamt bei den diesjährigen Nominierten um einen eigentlich recht bunten Haufen. Mit jeweils neun Nominierungen führen mit „Birdman“ und „Grand Budapest Hotel“ zwei Komödien mit tragischem Beigeschmack die Gesamtliste an. Als Bester Film nominiert sind außerdem mehrere Genrefilme: ein Kriegsfilm („American Sniper“), ein biographischer Liebesfilm („Die Entdeckung der Unendlichkeit“), ein Musikerfilm („Whiplash“). Ganz anders wiederum ist „Boyhood“, der eines meiner Highlights des letzten Jahres war und in der Hauptkategorie unbedingt gewinnen sollte – und sei es nur, weil sich jeder mit den Protagonisten identifizieren kann. Auch die Auszeichnung für die Beste Regie sollte mit Richard Linklater an „Boyhood“ gehen für die Energie, die er zwölf Jahre lang diesem Projekt gewidmet hat. Doch natürlich wäre der Oscar endlich auch für Wes Anderson („Grand Budapest Hotel“) oder Alejandro González Iñárritu („Birdman“) verdient. Alle drei haben übrigens auch in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch Chancen – was auch viel über ihre Ganzheitlichkeit als Filmmacher aussagt. Bennett Miller hat für „Foxcatcher“ wohl keine ernstzunehmenden Gewinnaussichten, wiewohl der Film sehr gut ist.

In den Schauspielkategorien würde ich meinen, dass Michael Keaton wohl jedenfalls für die Rolle seines Lebens in „Birdman“ als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet werden wird. Anerkennend muss festgehalten werden, dass Bradley Cooper („American Sniper“) schon das dritte Jahr in Folge nominiert worden ist. Steve Carell („Foxcatcher“) beeindruckte mit einer völlig neuen Facette, hat aber wie Benedict Cumberbatch („The Imitation Game“) und Eddie Redmayne („Die Entdeckung der Unendlichkeit“) keine wirkliche Chance.

Bei den Damen hat Julianne Moore für ihre Rolle in „Still Alice“, für die sie auch den Golden Globe gewonnen hat, die besten Karten als Beste Hauptdarstellerin. Marion Cotillard („Zwei Tage, eine Nacht“), Felicity Jones („Die Entdeckung der Unendlichkeit“), Rosamund Pike („Gone Girl“) und Reese Witherspoon („Der große Trip – Wild“) dürften hier wohl nur Statistinnenrollen spielen.

Die Kategorie Bester Nebendarsteller ist meiner Meinung nach traditionell die stärkste Schauspielkategorie: Altmeister Robert Duvall („Der Richter – Recht oder Ehre“), Ethan Hawke („Boyhood“), Edward Norton („Birdman“), Mark Ruffalo („Foxcatcher“), J. K. Simmons („Whiplash“) – da fällt die Wahl wirklich schwer.

In der Kategorie Beste Nebendarstellerin dürfte die Situation ähnlich sein wie bei den Hauptdarstellerinnen. Der Oscar dürfte – hoch verdient – an Patricia Arquette für „Boyhood“ gehen, Laura Dern („Der große Trip – Wild“), Keira Knightley („The Imitation Game“), Emma Stone („Birdman“) und Meryl Streep („Into the Woods“) können sich wenigstens über die Nominierung freuen.

Über das Beste Originaldrehbuch habe ich bereits ein paar Worte verloren, hier kann ich gar nichts abschätzen. In der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch würde ich die Auszeichnung Paul Thomas Anderson für „Inherent Vice“ wünschen – immerhin ist er sonst bei den Nominierungen leider leer ausgegangen. Von den Nominierten in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film habe ich lediglich den polnischen Beitrag „Ida“ gesehen, der 2014 auch den Europäischen Filmpreis gewonnen hat. Der Film wäre jedenfalls ein hochverdienter Sieger. Für das Beste Szenenbild sind „Grand Budapest Hotel“, „The Imitation Game“, „Interstellar“, „Into the Woods“ und „Mr. Turner – Meister des Lichts“ nominiert; die Auszeichnung sollte für den unglaublichen Ideenreichtum und die Detailverliebtheit an „Grand Budapest Hotel“ gehen.

Dass „Ida“ als fremdsprachiger Film auch in der Kategorie Beste Kamera nominiert ist, ist schon eine kleine (verdiente) Sensation. Die besten Chancen würde ich jedoch Robert Yeoman für „Grand Budapest Hotel“ attestieren – jeder, der den Film gesehen hat, und wenn er noch so wenig davon versteht, spricht über diese Kameraarbeit. Für Yeoman wäre es außerdem eine Anerkennung der hervorragenden Leistungen, die er als Langzeitkollaborateur von Wes Anderson in der Vergangenheit vollbracht hat. Auch die Auszeichnung für das Beste Kostümdesign dürfte an „Grand Budapest Hotel“ gehen.

Von den in der Kategorie Bester Dokumentarfilm Nominierten habe ich keinen gesehen, doch dürfte aufgrund der politischen Aktualität und Brisanz „Citizenfour“ über den NSA-Whistleblower Edward Snowden das Rennen machen – wenn sich denn die Academy traut. Bester Schnitt könnte an „Boyhood“ gehen, Bestes Make-Up und beste Frisuren an „Foxcatcher“ für die Verwandlung von Steve Carell.

In der Kategorie Beste Filmmusik sind zwei Dauerabonnenten auf Nominierungen vertreten: Alexandre Desplat für „Grand Budapest Hotel“ und „The Imitation Game“ sowie Hans Zimmer für „Interstellar“. Alle diese drei Scores sind hervorragend und zählen tatsächlich zu jenen, die mir bereits im Kino besonders auffielen. Am eigentümlichsten und auch am eingängigsten ist jedoch Desplats Musik für „Grand Budapest Hotel“, der nun endlich seinen ersten Oscar gewinnen sollte.

19. Februar 2015

„Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ (2014, Alejandro González Iñárritu)

Der gealterte Schauspieler Riggan Thomson (Michael Keaton), der in jüngeren Jahren durch die Darstellung des Superhelden Birdman Berühmtheit erlangte, versucht ein seriöses Comeback am New Yorker Broadway. Wenige Tage vor der Premiere muss er jedoch mit seinen ihn nicht ernst nehmenden Schauspielkollegen (Edward Norton, Naomi Watts, Andrea Riseborough), seiner auf Entzug befindlichen Tochter-Assistentin (Emma Stone), seinem ständig aufs Geld schauenden Produzenten (Zach Galifianakis) und einer ihn verachtenden Theaterkritikerin (Lindsay Duncan) zurechtkommen, während ihn immer stärkere Selbstzweifel plagen.

„Birdman“, der neue Geniestreich von Alejandro González Iñárritu („Amores Perros“, „Babel“, „Biutiful“) ist ein Film über das Theater, über Hollywood, über das Älterwerden, über das Scheitern, über die Medienwirklichkeit, in der wir leben. Wie viele andere Spielfilme, in denen Theaterproduktionen eine Rolle spielen – völlig subjektiv wären hier beispielsweise Peter Bogdanovichs „Noises Off!“, Richard Linklaters „Ich und Orson Welles“ oder „Cäsar muss sterben“ von Paolo und Vittorio Taviani zu nennen – erleben wir Proben und Aufführungen der immer gleichen Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln, bis wir als Zuschauer fast schon mitsprechen können. Doch „Birdman“ ist keineswegs konventionell. Klischees werden hier ganz bewusst überzogen, während das Hauptaugenmerk auf den inneren Monologen (oder Dialogen?) des Protagonisten liegt, der, getrieben von dem unglaublichen Drum-Score von Antonio Sánchez, einer offensichtlichen Explosion entgegenläuft.

Keaton, dessen Charakter einige Parallelen zu seiner realen Person aufweist, spielt hier auf unglaublich verletzliche Art und Weise die Rolle seines Lebens, unterstützt von dem wie immer grandiosen Norton (als selbstverliebter und prätentiöser Theaterschauspieler). Kameraführung (Emmanuel Lubezki) und Schnitt liefern manche Schmankerl und Regisseur Iñárritu beweist, dass ihm auch das (tragi-)komische Fach liegt. Eine besondere Empfehlung!

18. Februar 2015

„Foxcatcher“ (2014, Bennett Miller)

Regisseur Bennett Miller („Capote“, „Moneyball“) bleibt auch in seinem dritten Spielfilm „Foxcatcher“ der Verfilmung wahrer Begebenheiten treu und erzählt die Geschichte der beiden Brüder Mark und David Schultz (Channing Tatum, Mark Ruffalo), Profi-Ringer und Olympiasieger, sowie des Millionärs John E. du Pont (Steve Carell). Letzterer baut auf seinem Anwesen ein Trainingszentrum für Ringer auf, das professionelle und persönliche Verhältnis zwischen Mark und seinem exzentrischen Förderer entfaltet sich dabei zunehmend zu einem psychologischen Schlachtfeld.

Von einigen Plotdetails erinnert mich „Foxcatcher“ ein wenig an Steven Soderberghs „Liberace“, doch die Grundstimmung ist eine ganz andere. Millers äußerst ruhiger Film ist weit mehr als ein konventionelles Sportdrama. Die Optik des in den 1980er-Jahren angesiedelten Films ist trotz großer Hallen und weiter Parkanlagen eine triste, graue und beklemmende, wozu Kameramann Greig Fraser einen ganz entscheidenden Beitrag geleistet hat. Natürlich muss auch die Leistung aller drei Hauptprotagonisten gewürdigt werden, wobei Carell für seine sowohl äußerliche als auch charakterliche Verwandlung bislang wohl die meisten Lorbeeren erhalten hat. Unterstützt wird das Trio in kleinen Nebenrollen von Vanessa Redgrave, Sienna Miller und Anthony Michael Hall.

Das junge Produktionsstudio Annapurna Pictures bestätigt mit „Foxcatcher“ erneut seine herausragende Position im modernen Qualitätskino. Der Film erscheint inhaltlich für ein österreichisches Publikum zwar wenig ansprechend (und droht meiner subjektiven Einschätzung nach verfrüht aus dem Programm genommen zu werden), sei aber gerade deshalb unbedingt empfohlen.

„Inherent Vice“ (2014, Paul Thomas Anderson)

Im Marihuana-Rausch irrt der Privatdetektiv Doc Sportello (Joaquin Phoenix) durch das Los Angeles des Jahres 1970, auf der Suche nach der Antwort auf eine Frage, die zu formulieren er noch gar nicht in der Lage war. Jede Begegnung, jedes Gespräch scheint ihn einer Lösung näher zu bringen – aber sind der Zufälle dann nicht doch vielleicht zu viele?

Paul Thomas Anderson ist mit „Inherent Vice“, basierend auf dem gleichnamigen Kriminalroman von Thomas Pynchon, wieder zurück auf anspruchsvoll-komischem Boden. Seine letzten beiden Filme „There Will Be Blood“ und „The Master“ waren hervorragend aber doch todernst; „Inherent Vice“ ist viel mehr wie „Boogie Nights“ ein köstliches Vergnügen, bei dem man sich ein häufiges Lautauflachen nicht verkneifen kann. Andersons Schauspielriege ist, wie nicht anders zu erwarten, exquisit: Neben Phoenix sind in kleinen und kleinsten Rollen unter anderem Josh Brolin, Owen Wilson, Reese Witherspoon, Benicio del Toro, Martin Short und Eric Roberts zu sehen. Deutlichstes Vorbild für „Inherent Vice“ aus der Filmgeschichte ist wohl Robert Altmans „Der Tod kennt keine Wiederkehr“, wenngleich einem auch einige weitere Klassiker des Private eye-Neo-Noir in den Kopf schießen. Nicht ganz nachvollziehen kann ich übrigens die von manchen geäußerte Kritik, der Film sei angeblich so unübersichtlich geraten.

Bei den diesjährigen Oscar-Nominierungen ist „Inherent Vice“ ein wenig übersehen worden, und er steht wohl auch im Schatten manch anderer jetzt zeitgleich in österreichischen Kinos angelaufener Qualitätsfilme. Umso mehr möchte ich ihn der geneigten Leserschaft an dieser Stelle besonders ans Herz legen.

8. Februar 2015

„Das finstere Tal“ (2013, Andreas Prochaska)

Regulär lief „Das finstere Tal“ letztes Frühjahr im Kino, eben ist der Film mit dem Österreichischen Filmpreis unter anderem als Bester Film ausgezeichnet worden. Dies hat dazu geführt, dass ich ihn nun doch noch auf der Kinoleinwand sehen konnte.

Mitte des 19. Jahrhunderts erreicht ein mysteriöser Amerikaner (Sam Riley) ein von der Umwelt weitestgehend abgeschlossenes Tiroler Bergdorf, das von einem Großbauern und seinen Söhnen (u.a. Tobias Moretti) kontrolliert und terrorisiert wird. Als der Winter einbricht, beginnen sich nach und nach scheinbare Unfälle zu ereignen.

„Das finstere Tal“ ist von vielen Seiten als Genremix aus Western und Heimatfilm bezeichnet worden, wobei meiner Meinung nach dabei ein wenig übersehen wird, dass der Western bereits per se der amerikanische Heimatfilm ist – zumindest der Western der klassischen Periode. Wie dem auch sei – „Das finstere Tal“ nimmt seine Anleihen ohnedies vorrangig beim späteren Italowestern. Offensichtlichstes Vorbild ist ob der winterlichen Schneelandschaften Sergio Corbuccis „Leichen pflastern seinen Weg“, doch einzelne Elemente (wie beispielsweise die Taschenuhr) erinnern etwa auch an Sergio Leones „Für ein paar Dollar mehr“. In den Kreis der zahlreichen modernen, revisionistischen Western kann sich der Film von Andreas Prochaska durchaus ebenbürtig einreihen, die jüngsten Auszeichnungen sind hochverdient. „Das finstere Tal“ ist leise, spannend, verstörend und brutal – so wie ein solcher Film eben sein soll! Absolut empfehlenswert!

7. Februar 2015

„The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ (2014, Morten Tyldum)

„The Imitation Game“ des norwegischen Regisseurs Morten Tyldum erzählt die Geschichte des Mathematikers Alan Turing (Benedict Cumberbatch), der im Zweiten Weltkrieg jenes Team der britischen Armee leitete, das den deutschen Enigma-Code knackte, und der zudem eine Vielzahl der theoretischen Grundlagen für die moderne Informations- und Computertechnologie schuf.

Der Film ist ein solides aber nicht zu opulentes period piece, das sich ohne sensationshaschendes Produktionsdesign vor allem auf seine Schauspieler konzentriert – an vorderster Front natürlich Cumberbatch, dem der Film voll und ganz gehört, aber in Nebenrollen unter anderem auch Keira Knightley, Mark Strong und Matthew Goode. Vom Stil her gleicht er nicht unwesentlich „The King’s Speech“ aus 2010, und nicht zufällig ist eben jene berühmte Rede König Georgs VI. zum Kriegseintritt Großbritanniens in den Anfangsminuten von „The Imitation Game“ zu hören. Er ist daher durchaus sehenswert, wenn man denn solche Filme mag. Dass er aber mit acht Nominierungen als einer der Spitzenreiter in das heurige Oscar-Rennen geht, lässt sich dann doch wieder einmal nur mit der Formel „Filme über den Zweiten Weltkrieg sind sichere Oscar-Garanten“ erklären.

„The Hobbit: The Battle of the Five Armies“ (2014, Peter Jackson)

Irgendwie scheine ich mit dem „Hobbit“ meinen Frieden geschlossen zu haben. Nicht, dass der dritte Teil besser als die ersten beiden wäre – ganz und gar nicht. Aber die Akzeptanz der in den letzten beiden Jahren beschriebenen Grundvorgaben (s. Teil 1 und Teil 2) ist bei mir offensichtlich so sehr gereift, dass ich mich ohne Probleme einfach für zweieinhalb Stunden in einen Kinosaal setzen und das 3D-Schlachtengetümmel über mir geschehen lassen konnte.

Das Fazit möge lauten: Ein paar unnötige Hinzufügungen zur Handlung des Originalbuchs von J.R.R. Tolkien weniger und man hätte mit zwei statt drei Filmen für die Zukunft einen potentiellen Klassiker des Fantasy- und Abenteuergenres vorweisen können. Schade.

4. Januar 2015

Kino-Ranking 2014

Traurigerweise wird die Anzahl der Filme, die in mein traditionelles persönliches Kino-Ranking für das vergangene Jahr Eingang finden, von Jahr zu Jahr geringer. Demgegenüber wird die Liste jener Filme, die ich sehen wollte aber verpasst habe, jedes Jahr länger. Immerhin aber führt diese quantitative Reduktion der gesehenen Filme zu einer qualitativen Steigerung.
 
In diesem Ranking berücksichtigt werden all jene Filme, die im Jahr 2014 in Österreich im Kino liefen und nicht Teil einer Retrospektive waren, unabhängig davon, ob ich sie regulär im Kino oder in anderem Umfeld gesehen habe.

Das Bewertungsschema kennt die Kategorien „Besonders Empfehlenswert“, „Sehenswert“, „In Ordnung“, „Schlecht“ und „Sehr schlecht“. Darüber hinaus wurden drei Filme als „Highlights“ ausgezeichnet. Innerhalb der Kategorien sind die Filme alphabetisch geordnet. Erfreulicherweise waren dieses Jahr weder „sehr schlechte“ noch „schlechte“ Filme darunter – siehe meine einleitende Bemerkung.


Trofis feinste Auslese ... im Kino (2014)
Besonders Empfehlenswert
„Boyhood“ (2014, Richard Linklater) – Highlight!
„Locke – No Turning Back“ (2013, Steven Knight) – Highlight!
„Nebraska“ (2013, Alexander Payne) – Highlight!
„12 Years a Slave“ (2013, Steve McQueen)
„A Most Wanted Man“ (2014, Anton Corbijn)
„Dallas Buyers Club“ (2013, Jean-Marc Vallée)
„Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (2014, David Fincher)
„Grand Budapest Hotel“ (2014, Wes Anderson)
„Her“ (2013, Spike Jonze)
„Inside Llewyn Davis“ (2013, Ethan und Joel Coen)
„Interstellar“ (2014, Christopher Nolan)
„Maps to the Stars“ (2014, David Cronenberg)

Sehenswert
„American Hustle“ (2013, David O. Russell)
„Die zwei Gesichter des Januars“ (2014, Hossein Amini)
„The Wolf of Wall Street“ (2013, Martin Scorsese)
„The Young and Prodigious T.S. Spivet – Die Karte meiner Träume“ (2013, Jean-Pierre Jeunet)

In Ordnung
„Blue Jasmine“ (2013, Woody Allen)
„The Hobbit: The Desolation of Smaug“ (2013, Peter Jackson)


Herausragende schauspielerische Leistungen
Chiwetel Ejiofor in „12 Years a Slave“
Ellar Coltrane in „Boyhood“
Tom Hardy in „Locke – No Turning Back“
Julianne Moore in „Maps to the Stars“ für ihren Mut zur Hässlichkeit

Beeindruckendste Szene des Jahres
Schaurig: Chiwetel Ejiofor hängt in „12 Years a Slave“ an einem Baum über Stunden hinweg so aufgeknüpft, dass er sich gerade noch am Leben erhalten kann, während ihm rundherum niemand Beachtung schenkt.


Die Liste jener Filme, die ich sehen wollte aber verpasst habe, ist inzwischen so lang, dass ich hier nur eine Auswahl wiedergeben möchte: „All Is Lost“ (2013, J.C. Chandor), „Le Passé – Das Vergangene“ (2013, Asghar Farhadi), „Das finstere Tal“ (2013, Andreas Prochaska), „Monuments Men – Ungewöhnliche Helden“ (2013, George Clooney), „The Act of Killing“ (2012, Joshua Oppenheimer), „Noah“ (2014, Darren Aronofsky), „Auge um Auge“ (2013, Scott Cooper), „Snowpiercer“ (2013, Joon-ho Bong), „Weekend of a Champion“ (1972, Roman Polanski, Frank Simon), „Lucy“ (2014, Luc Besson), „Night Moves“ (2013, Kelly Reichardt), „Das große Museum“ (2014, Johannes Holzhausen), „Risse im Beton“ (2014, Umut Dag), „Sin City 2“ (2013, Frank Miller, Robert Rodriguez), „Kathedralen der Kultur“ (2014, Michael Glawogger, Michael Madsen, Wim Wenders, Karim Aïnouz), „Der Anständige“ (2014, Vanessa Lapa), „Amour fou“ (2014, Jessica Hausner), „Mr. Turner – Meister des Lichts“ (2014, Mike Leigh), „Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ (2013, Ned Benson), „Am Sonntag bist du tot“ (2014, John Michael McDonagh), „Clouds of Sils Maria“ (2014, Olivier Assayas), „Exodus: Götter und Könige“ (2014, Ridley Scott).