Steven Soderbergh
ist wohl einer jener Regisseure, die nur sehr schwer eine Fanbasis ansprechen –
zu sehr schwankt er für manche Kritiker zwischen Mainstream und Arthouse. Ich
erinnere mich an eine Rezension, die ich schon vor mehreren Jahren gelesen
habe; darin wurde vermutet, dass Soderbergh sich seine künstlerisch
anspruchsvolleren Projekte durch seine weniger anspruchsvollen finanzieren
wolle, nach dem Motto einer für das
Studio, einer für mich. „Und dann zur Aufbesserung der Kassa wieder ein „Ocean’s“-Film ...“,
stand damals sinngemäß recht pejorativ zu lesen. Ich stimme dem nicht zu. Ich
bin ein bekennender Soderbergh-Fan, wenngleich ich seine letzten Filme „Contagion“
und „Magic Mike“ im Kino leider verpasst habe („Haywire“ habe ich vor kurzem
auf Blu-ray gesehen und war begeistert). Natürlich sind die „Ocean’s“-Filme und
„Haywire“ nicht wie „Traffic“, „Erin Brockovich“, „The Good German“ und die „Che“-Filme
oder gar wie „Sex, Lügen und Video“, „Kafka“ und „Solaris“, aber selbst seine
angeblich anspruchsloseren Filme beinhalten stets etwas, was diese von ähnlich
gearteten Filmen anderer Regisseure unterscheidet. So ist es auch mit seinem
jüngsten Film „Side Effects“.
Emily Taylor
(Rooney Mara) leidet an Depressionen; ihr Ehemann Martin (Channing Tatum, in
seiner dritten Zusammenarbeit mit Soderbergh in eineinhalb Jahren) ist nach
einer Verurteilung wegen Insiderhandels eben aus dem Gefängnis entlassen
worden. Nach einem Versuch, sich etwas anzutun, sucht Emily Hilfe beim Psychiater
Dr. Jonathan Banks (Jude Law), der sie auf Anti-Depressiva setzt. Das Unheil
nimmt seinen Lauf, als Banks ihr nach Rücksprache mit ihrer früheren
Psychiaterin Dr. Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones) zögerlich das neue Psychopharmakon
Ablixa verschreibt.
Man erwartet sich
von „Side Effects“ zunächst möglicherweise einen Wirtschaftsthriller, in dem die
Allgegenwart von Medikamenten in unserer Gesellschaft angeprangert wird. Doch der
Film ist mit seinen unerwarteten Wendungen deutlich mehr. Aus hoffentlich nachvollziehbaren
Gründen möchte ich hier nicht näher darauf eingehen. Soviel sei aber gesagt: Steven
Soderbergh ist jedenfalls ein sehenswerter, solider Psychothriller gelungen. Der
Regisseur hat vor kurzem angekündigt, sich aufgrund der immer schwierigeren Arbeitsbedingungen
endgültig aus dem Filmgeschäft zurückziehen zu wollen – es bleibt zu hoffen,
dass dies nur eine Werbestrategie und „Side Effects“ nicht sein letzter
Spielfilm war.
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