Ja, „Hugo Cabret“ ist ein 3D-Film, aber dies sollte nicht die vordergründige Klassifizierung von Martin Scorseses jüngstem Regiewerk darstellen. Wenn ich versuche, mich zurückzuerinnern, dann fällt mir nicht einmal mehr ein, wo Dreidimensionalität zum Tragen kam – so geschmeidig und unauffällig war sie.
„Hugo Cabret“ ist Scorseses jüngster auch mit Blick auf die Geschichte: Der zwölfjährige Waisenknabe Hugo Cabret (Asa Butterfield) lebt in den 1930er-Jahren alleine auf dem Pariser Gare Montparnasse, wo er sich im Geheimen um die vielen monumentalen Uhren des Bahnhofs kümmert, sich mit kleineren Lebensmitteldiebstählen über Wasser hält und darauf achtet, nicht vom gehbehinderten Stationsaufseher (Ali G- und Borat-Darsteller Sacha Baron Cohen) erwischt zu werden. Seine eigentliche Aufgabe sieht Hugo aber in der Reparatur eines ungewöhnlichen Schreibautomaten, den er von seinem Vater (Jude Law) erhalten hat. Damit gerät er jedoch in einen Konflikt mit dem alten Spielzeughersteller Georges Méliès (Ben Kingsley), der mit allen Mitteln etwas vergessen möchte. Eine Verbündete hat Hugo hingegen in Méliès’ Mündel Isabelle (Chloë Grace Moretz); gemeinsam machen sie sich – unterstützt vom Buchhändler Labisse (Christopher Lee) – an ein Abenteuer, das sie zu den Anfängen des Kinozeitalters zurückführt.
Wie wird man „Hugo Cabret“ am besten gerecht? Zunächst muss man feststellen, dass er einfach nur schön ist! Aber eben nicht nur „einfach nur“. Der Film wird getragen von einer Faszination und Liebe für das Kino, die Scorsese, einen Vorstreiter der Erhaltung und Restauration alter Filme, schon lange ausgezeichnet hat – wer schon einmal seine vierstündige „Personal Journey with Martin Scorsese Through American Movies“ gesehen hat, weiß wovon ich spreche!
Wenn man die liebevoll restaurierten eingebundenen Originalfilme vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts sieht, kann man nur bewundernd und ehrfürchtig verstummen; auch mit etwas Stolz, da man den einen oder anderen Schnipsel (u.a. die Kürzestfilme von William K. L. Dickson und der Brüder Lumière) von früheren Kinoerfahrungen wiedererkennt. Doch man muss kein Filmliebhaber – oder gar -spezialist – sein, um „Hugo Cabret“ genießen zu können. Vielleicht wird man gerade durch ihn zu einem solchen! Über kleinere dramaturgische Schwächen kann man jedenfalls getrost hinwegsehen.
Übrigens: „Hugo Cabret“ ist nicht, wie häufig zu lesen ist, ein Kinderfilm sondern ein echtes filmisches Märchen für Erwachsene!
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