13. Februar 2012

„The Artist“ (2011, Michel Hazanavicius)

Alle reden von „The Artist“ – das allein ist schon eine beeindruckende Leistung für einen Schwarzweiß-Stummfilm aus dem Jahr 2011. Aber was steckt dahinter? Um es gleich vorweg auf den Punkt zu bringen: „The Artist“ ist gut, aber dem großen Hype kann ich persönlich mich nicht anschließen.

Wie bereits an anderer Stelle in diesem Blog ausgeführt („Schwerpunkt ‚Das Geschäft mit dem Film‘“, 10.12.2011), steht „The Artist“ in einer langen Tradition von Filmen über das Filmgeschäft. Dabei ist die Geschichte selbst nichts Außergewöhnliches und vereint Versatzstücke aus solchen Klassikern wie „A Star Is Born“ (1954, George Cukor) und „Singin’ in the Rain“ (1952, Stanley Donen & Gene Kelly). Der erfolgreiche Filmstar George Valentin (Jean Dujardin) verpasst Ende der 1920er-Jahre den Sprung vom Stumm- zum Tonfilm, während die zunächst unbekannte, von ihm protegierte Peppy Miller (unerträglich: Bérénice Bejo) die Karriereleiter nach oben steigt.

Programmatisch ist bereits die Eröffnungssequenz, in der wir gemeinsam mit einem Premierenpublikum einen von Valentins Agentenfilmen sehen: „Ich werde nicht reden!“, schmettert er russischen Spionen mittels Zwischentitel entgegen. Überhaupt ist es nicht so sehr der konventionelle Plot, der diesen Ausnahmefilm auszeichnet. Was in Erinnerung bleibt, ist eine beständige Aneinanderreihung filmischer Zitate. Dabei greift der französische Regisseur Michel Hazanavicius auf unterschiedliche „Schwarzweiß-Traditionen“ zurück: Elemente des Slapstick, der Screwball-Komödie und des Film Noir werden verknüpft mit dem Symbolismus des expressionistischen Films. Einen gewichtigen Einfluss hat an mehreren Stellen Orson Welles’ genialer „Citizen Kane“ (1941). Und wenn wir beim Showdown die Musik Bernard Herrmanns aus „Vertigo“ (1958, Alfred Hitchcock) vernehmen, dann hat „The Artist“ endgültig eine Spannweite von ca. 40 Jahren Filmgeschichte erreicht.

Dieses für den Filmliebhaber große Vergnügen ist aber auch das größte Problem des Films: er ist ein großes Mischmasch, weder Fisch noch Fleisch. Würde man nur dies in Rechnung stellen, müsste die Bewertung daher um einiges nüchterner ausfallen. Da es hin und wieder aber auch gilt, das Wagnis, das Ungewöhnliche, das So-noch-nicht-Gesehene zu würdigen, darf man in diesem Fall auch ein Auge zudrücken.

Eine der stärksten Szenen des Films ist übrigens jene, in der es gar nicht so stumm ist: Mit dem Abstellen eines Wasserglases hören wir auf einmal all den Lärm, der Valentine umgibt, auch wenn er selbst nur stumm bleiben kann. Wie angenehm ist es doch manchmal, wenn man nichts hört!

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