Da kann man noch so abgeklärt sein und sich als Weltmensch
geben – wenn die eigene Heimatstadt in einer internationalen Filmproduktion
eine ganz wesentliche Rolle einnimmt, dann wird man schnell zum Lokalpatrioten.
So war es schon allein deshalb ein Gebot der Stunde, sich Fernando Meirelles’
neuesten Film „360“ im Kino anzusehen. Dass dieser dann auch noch eine moderne
Adaptierung von Arthur Schnitzlers „Reigen“ ist, machte den Kinobesuch zu einer
angenehmen Pflicht.

Schon allein aufgrund der Form des ursprünglichen Theaterstücks
wäre „360“ prädestiniert gewesen, sich in die Gruppe unzähliger Episodenfilme
zum Thema Liebe einzureihen, wie sie in den letzten Jahren, ausgehend von „Paris,
je t’aime“ (2006), stark in Mode gekommen sind. Glücklicherweise ist die Handlung,
für welche Drehbuchautor und Wahlwiener Peter Morgan verantwortlich zeichnet,
um einiges komplexer, als sie für einen einfachen Episodenfilm sein dürfte.
Irgendwie sind hier nämlich alle mit allen verbunden. Auch trennt sich „360“
ein wenig vom rein sexuellen Akt als Verbindungsstück und spinnt seine
Erzählung auf ganz unterschiedlichen Ebenen dessen, was Liebe bedeuten kann.
Zugegeben, der Film hat manchmal auch seine Längen. Doch
dafür entschädigen nicht nur die erfrischend ungewohnten Einstellungen von
Wien, das unter den verschiedenen Handlungsorten eindeutig die bevorzugte
Stellung einnimmt. „360“ steht und fällt, wie alle Ensemblefilme, mit den
Leistungen seiner Schauspielerinnen und Schauspieler – und diese sind durch die
Bank hervorragend.
Meirelles’ Film ist vielleicht kein Highlight dieses Jahres,
aber sehenswert ist er allemal.
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