Irgendwann in der
zweiten Hälfte des Films kommt die Protagonistin mit ihrer Jugendliebe aus
einem Kino. Er bezeichnet den gesehenen Film als typisch französisch: es wird
nur geredet und es gibt viel zu viele stille Sequenzen, in denen gar nichts
passiert. Sie attestiert ihm, den Film nicht verstanden zu haben. Beide
Einschätzungen werden als legitim dargestellt. Der oder die eine kann etwas mit
dem Film anfangen, jemand anderer wiederum nicht. Vielleicht ist mein Urteil ja
getrübt, weil ich die junge französische Regisseurin Mia Hansen-Løve bereits in
zwei Publikumsgesprächen als höchst sympathische Person erleben durfte und auch
schon einen freundlichen Briefwechsel mit ihr hatte: Ich begebe mich aber mit Überzeugung
in das Lager derer, die ihren dritten Spielfilm „Un amour de jeunesse“ als
sehenswert einstufen!
In der ersten
Hälfte des Films sehen wir die Höhen und Tiefen der Liebesbeziehung zwischen
der fünfzehnjährigen Schülerin Camille (sehr mutig: Lola Créton) und dem etwas
älteren Studenten Sullivan (Sebastian Urzendowsky). In der zweiten Hälfte
erleben wir das langsame Heranreifen Camilles als Architekturstudentin,
unterstützt durch ihren norwegischen Lehrer Lorenz (Magne Håvard Brekke), und
ihre Emanzipation als junge Architektin.

„Un amour de
jeunesse“ hat in Österreich im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern
leider keinen regulären Kinostart erleben dürfen. Ich selbst durfte den Film
bei der ersten seiner einzigen beiden Vorstellungen im Filmmuseum erleben. Wer
jedoch die Chance haben sollte, sich den Film auf anderem Wege anzusehen,
sollte dies auch tun!
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