Bereits vor zwei
Wochen habe ich mir Baz Luhrmanns „Der große Gatsby“ angeschaut. Die Romanvorlage
von F. Scott Fitzgerald ist seit ihrem Erscheinen 1925 mehrmals verfilmt worden,
wobei die bekannteste Adaption wohl jene von Jack Clayton aus dem Jahr 1974 mit
Robert Redford und Mia Farrow sein dürfte; ich selbst kannte bisher jedoch keine
der Verfilmungen. Als Jugendlicher habe ich einst das Buch gelesen, ich musste
aber feststellen, dass ich kaum noch eine Erinnerung daran hatte und vieles
damals wohl auch gar nicht verstanden habe.
Nick Carraway (Tobey
Maguire), ein eben vom College kommender junger Börsenmakler, erzählt uns die
Geschichte seines Nachbarn Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio), eines mysteriösen
Neureichen, der auf seinem Anwesen auf Long Island rauschende Feste feiert.
Gatsby ist Carraway zugetan, was aber nicht zuletzt mit dessen Cousine Daisy (Carey
Mulligan) zusammenhängt. Daisy, eine Verflossene Gatsbys, wohnt mit ihrem
versnobten Ehemann Tom Buchanan (Joel Edgerton) auf der anderen Seite der Bucht.
Zunehmend offenbart uns Carraway die Geheimnisse um Gatsby. Dabei ist das erste
Problem des Films bereits die Buchvorlage. Der Roman „Der große Gatsby“ und
dessen Moralvorstellung stammen nun einmal aus einer anderen Zeit und passen
meiner Meinung nach nicht mehr so ohne weiteres in unsere heutige Gegenwart.
Die unwidersprochene Grundannahme, dass moralisches Handeln nicht von Bedeutung
für die Beurteilung einer Person ist solange diese nur etwas aus sich und ihrem
Leben macht, scheint mir problematisch. Doch darauf muss man sich wohl
einlassen, wenn es um die Verfilmung eines Stückes Weltliteratur geht.
Bei der
Beurteilung des nun erschienenen Films „Der große Gatsby“ darf man wohl nicht
allzu streng sein: Wenn irgendwo Baz Luhrmann („William Shakespeares Romeo +
Julia“, „Moulin Rouge“, „Australia“) draufsteht, dann bekommt man auch Baz
Luhrmann. Es ist fast schon beeindruckend, wie der Regisseur selbst mit
Schauspielern wie DiCaprio, Maguire und Mulligan einen Film mit so wenig Gefühl
zustande bringen konnte. Doch dafür ist der geneigte Betrachter ausnahmsweise ohnedies
nicht ins Kino gegangen. Von Luhrmann erwartet man Bildgewalt und Opulenz, und die
bekommt man auch: die von Catherine Martin designten Art déco-Sets, die mit
bewussten Anachronismen gespickten Inszenierungen der ausgelassenen Partys, die
in ihrer Ästhetik an Plakate und Illustrationen der 1920er erinnernde (und
vereinzelt sogar ins comichafte übergehende) Bildgestaltung – das alles gilt es
in 3D zu bestaunen. Mehr aber auch nicht.
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