15. Juni 2013

„Der große Gatsby“ (2013, Baz Luhrmann)

Bereits vor zwei Wochen habe ich mir Baz Luhrmanns „Der große Gatsby“ angeschaut. Die Romanvorlage von F. Scott Fitzgerald ist seit ihrem Erscheinen 1925 mehrmals verfilmt worden, wobei die bekannteste Adaption wohl jene von Jack Clayton aus dem Jahr 1974 mit Robert Redford und Mia Farrow sein dürfte; ich selbst kannte bisher jedoch keine der Verfilmungen. Als Jugendlicher habe ich einst das Buch gelesen, ich musste aber feststellen, dass ich kaum noch eine Erinnerung daran hatte und vieles damals wohl auch gar nicht verstanden habe.

Nick Carraway (Tobey Maguire), ein eben vom College kommender junger Börsenmakler, erzählt uns die Geschichte seines Nachbarn Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio), eines mysteriösen Neureichen, der auf seinem Anwesen auf Long Island rauschende Feste feiert. Gatsby ist Carraway zugetan, was aber nicht zuletzt mit dessen Cousine Daisy (Carey Mulligan) zusammenhängt. Daisy, eine Verflossene Gatsbys, wohnt mit ihrem versnobten Ehemann Tom Buchanan (Joel Edgerton) auf der anderen Seite der Bucht. Zunehmend offenbart uns Carraway die Geheimnisse um Gatsby. Dabei ist das erste Problem des Films bereits die Buchvorlage. Der Roman „Der große Gatsby“ und dessen Moralvorstellung stammen nun einmal aus einer anderen Zeit und passen meiner Meinung nach nicht mehr so ohne weiteres in unsere heutige Gegenwart. Die unwidersprochene Grundannahme, dass moralisches Handeln nicht von Bedeutung für die Beurteilung einer Person ist solange diese nur etwas aus sich und ihrem Leben macht, scheint mir problematisch. Doch darauf muss man sich wohl einlassen, wenn es um die Verfilmung eines Stückes Weltliteratur geht.

Bei der Beurteilung des nun erschienenen Films „Der große Gatsby“ darf man wohl nicht allzu streng sein: Wenn irgendwo Baz Luhrmann („William Shakespeares Romeo + Julia“, „Moulin Rouge“, „Australia“) draufsteht, dann bekommt man auch Baz Luhrmann. Es ist fast schon beeindruckend, wie der Regisseur selbst mit Schauspielern wie DiCaprio, Maguire und Mulligan einen Film mit so wenig Gefühl zustande bringen konnte. Doch dafür ist der geneigte Betrachter ausnahmsweise ohnedies nicht ins Kino gegangen. Von Luhrmann erwartet man Bildgewalt und Opulenz, und die bekommt man auch: die von Catherine Martin designten Art déco-Sets, die mit bewussten Anachronismen gespickten Inszenierungen der ausgelassenen Partys, die in ihrer Ästhetik an Plakate und Illustrationen der 1920er erinnernde (und vereinzelt sogar ins comichafte übergehende) Bildgestaltung – das alles gilt es in 3D zu bestaunen. Mehr aber auch nicht.

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