Die erste Einstellung:
Ein Körper treibt im Wasser, wir sehen ihn nur aus der Tiefe im Gegenlicht.
Doch dieser Mann muss nicht von Fischern gerettet werden – er befindet sich auf
einem Trainingseinsatz in Alaska. Es sind solche kleinen Anspielungen, die mit
den Reiz von „Das Bourne Vermächtnis“ ausmachen. Dabei musste man dem Film doch
eigentlich mit einiger Skepsis begegnen. Es erschien zu sehr der Profitgier und
dem Sequelwahn geschuldet, dass fünf Jahre nach Abschluss der hervorragenden
Bourne-Trilogie plötzlich wieder ein Bourne-Film – ohne Jason Bourne! – in die
Kinos kommen sollte. Da konnte auch die Tatsache, dass Tony Gilroy,
Drehbuchautor der ersten drei Filme, diesmal auch die Regie übernehmen würde,
die Zweifel zunächst nicht zerstreuen. Doch wie so oft sollte man sich nicht
allein auf den ersten Eindruck verlassen.
Die CIA und das
US-Verteidigungsministerium sind aufgrund der von Jason Bourne losgetretenen
Enthüllungen gezwungen, ihre verschiedenen Geheimprojekte, in denen mittels
genetischer Veränderung Über-Agenten für illegale Einsätze herangebildet werden,
einzustellen. Aaron Cross (Jeremy Renner, „The Hurt Locker“), Mitglied des
Projekts Outcome, entgeht nur durch Zufall seiner Liquidation, ebenso wie die
den medizinischen Aspekt der Unternehmung überwachende Ärztin Dr. Marta
Shearing (Rachel Weisz). Gemeinsam versuchen sie, ihren einstigen Arbeitgebern
zu entkommen, verfolgt vom CIA-Offizier Eric Byer (Edward Norton) und dessen
Team.
Zeitlich läuft „Das
Bourne Vermächtnis“ parallel zur Handlung von „Das Bourne Ultimatum“. Dabei ist
die Verknüpfung mit den ersten drei Filmen durchaus gelungen; sie wird nicht
mit dem Holzhammer erzwungen, sondern durch einzelne Aussagen und Einstellungen
behutsam herbeigeführt. Die Grundsituation wirkt sehr ähnlich, erscheint dann
aber doch leicht variiert, vor allem da Cross deutlich weniger passiv als
Bourne ist. Auch Jeremy Renner ist kein Matt Damon, anders, aber nicht unsympathisch.
Der Film beginnt eher ruhig, nach einer Stunde ist man davon schon ein klein
wenig irritiert, doch dann geht es Schlag auf Schlag. Insgesamt ist „Das Bourne
Vermächtnis“ absolut solid, vielleicht nicht überdrüber, aber doch so, dass man
zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hat, dass irgendetwas furchtbar unrealistisch,
übertrieben oder unnötig geil sei.
Hätte „Das Bourne
Vermächtnis“ besser sein können? Möglich. War es ein Fehler des Bourne-Teams,
den Film zu drehen? Nein. Das Fischerboot kommt auch in diesem Film doch noch
zu seinem Einsatz, und wenn wir schließlich (eine geremixte Version von) Mobys „Extreme
Ways“ hören, dann merken wir, dass wir zufrieden sind.
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