Wie soll man über „Amour“ schreiben? Von Michael Haneke ist man
Verstörendes gewohnt, doch anders. Vor einer Woche hatte ich die Gelegenheit,
Hanekes jüngsten Film, der dieses Jahr in Cannes mit der Goldenen Palme
ausgezeichnet wurde, exklusiv bei seiner Österreich-Vorpremiere im Filmmuseum –
inklusive Begrüßungsinterview mit dem Regisseur – zu sehen. Seitdem mühe ich
mich damit ab, etwas darüber in Worte zu fassen.
Die Handlung lässt sich einfach zusammenfassen: Die Senioren
Georges und Anne (die französischen Altstars Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle
Riva), ein bildungsbürgerliches Ehepaar, leben ein aktives Leben, bis Anne sich
zur Vermeidung eines Schlaganfalls einer Operation unterziehen muss. Diese misslingt,
Anne ist fortan halbseitig gelähmt. Georges nimmt es entgegen den Rat ihrer im
Ausland lebenden Tochter Eva (Isabelle Huppert) auf sich, seine Frau zu
pflegen. Doch deren Zustand verschlechtert sich zusehends.
Hanekes Film ist ein unglaublich gelungenes Kammerspiel: Bis
auf eine Szene zu Beginn verlassen wir die stilvoll eingerichtete Wohnung des
Seniorenpaares nie. Über weite Strecken sind nur Trintignant und Riva zu sehen.
Die Intensität ihres Schauspiels ist dabei beängstigend. Noch immer fehlen mir
die Worte.
„Amour“, ein Film über das Altern, spricht eine Thematik an,
die jeden von uns betrifft. Hat nicht jeder in seiner Verwandtschaft bereits
einen Pflegefall gehabt? Ob der Film deshalb automatisch einem universellen
Publikum gefällt, wie in den letzten Wochen manchmal behauptet worden ist,
bleibt dahingestellt. Ich bezweifle dies, denn ich fürchte, dass die meisten
Menschen das Thema Alter bewusst ausblenden. Dies sei jedem zugestanden. Wer das
tut, verpasst allerdings einen der besten Filme dieses Jahres.
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