2. Dezember 2012

„Cloud Atlas“ (2012, Tom Tykwer, Andy Wachowski, Lana Wachowski)

Mit knapp drei Stunden ist „Cloud Atlas“ für das in erster Linie avisierte Mainstream-Publikum ein ziemlicher Brocken. Doch langweilig wird dieses Gemeinschaftsunterfangen Tom Tykwers und der Wachowski-Geschwister („Matrix“-Trilogie) dank mehrerer gut erzählter Parallelhandlungen eigentlich nicht. Die im vorauseilenden Gehorsam zu Beginn des Films erbetene Nachsicht für die Komplexität der Handlung ist eigentlich nicht notwendig, wenngleich es an dieser Stelle schon schwierig ist, die einzelnen Zeitebenen jeweils nur kurz anzureißen: 1849, Südsee: Der junge Anwalt Adam Ewing lernt auf einer Handelsmission zu einer Sklavenplantage den Arzt Henry Goose kennen. Auf der Rückreise erkrankt er auf dem Schiff schwer. 1936, Schottland: Der angehende Komponist Robert Frobisher, aufgrund seiner Homosexualität von seiner Familie verstoßen, fristet sein Dasein als Assistent des einfallslos gewordenen Meisters Vyvyan Ayrs. 1973, San Francisco: Die Journalistin Luisa Rey versucht, den Machenschaften eines Atomenergiekonzerns auf die Schliche zu kommen. 2012, Großbritannien: Der erfolglose Verleger Timothy Cavendish tappt von einer Katastrophe in die nächste. 2144, Neo-Seoul: Sonmi~451, ein Klon, ist eine Arbeitssklavin in einem Restaurant, bis sie eines Tages durch den Rebellen Hae-Joo Chang befreit wird. 2346: In einer postapokalyptischen Endzeit prallen die Lebenswelten des primitiven Hirten Zachary und der hochentwickelten Prescient Meronym aufeinander.

Eine der Kernaussagen des Films ist Alles ist verbunden, weshalb sämtliche tragenden Rollen (und auch eine Reihe von Statisteneinsätzen) von den immer gleichen Schauspielern übernommen werden: Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Jim Sturgess, Doona Bae, Ben Whishaw, James D’Arcy, Susan Sarandon und (für die Komik zuständig) Hugh Grant. Die herausragendste Leistung in diesem durchwegs hervorragend agierenden Ensemble bietet mit Sicherheit Whishaw (u.a. „Das Parfum“, zuletzt Q in „Skyfall“), der inzwischen überreif für eine wirklich große Rolle ist. Die eigentliche Großtat liefern jedoch die Maskenbildner ab, die den Zuschauer bis zum Abspann über die Personen hinter manchen Figuren im Ungewissen lassen.

Den unterschiedlichen Handlungssträngen sieht man zwar an, wer jeweils für die Regie verantwortlich zeichnet, und im direkten Vergleich hat wenig überraschend Tykwer die Nase deutlich vorne, doch man sollte sich von der zunächst abschreckend wirkenden Mischung aus Kostümfilm, Gesellschaftskomödie und Science fiction nicht irritieren lassen. Das esoterische Schnickschnack, das dem Film übergestülpt ist, brauche ich persönlich nicht, aber die einzelnen Erzählstränge, deren Verwobenheit man genüsslich nachstöbert, sind für sich absolut gut gemacht und durch die hervorragende Montage wirklich sehenswert.

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