Mit knapp drei Stunden
ist „Cloud Atlas“ für das in erster Linie avisierte Mainstream-Publikum ein
ziemlicher Brocken. Doch langweilig wird dieses Gemeinschaftsunterfangen Tom
Tykwers und der Wachowski-Geschwister („Matrix“-Trilogie) dank mehrerer gut erzählter
Parallelhandlungen eigentlich nicht. Die im vorauseilenden Gehorsam zu Beginn
des Films erbetene Nachsicht für die Komplexität der Handlung ist eigentlich
nicht notwendig, wenngleich es an dieser Stelle schon schwierig ist, die
einzelnen Zeitebenen jeweils nur kurz anzureißen: 1849, Südsee: Der junge
Anwalt Adam Ewing lernt auf einer Handelsmission zu einer Sklavenplantage den Arzt
Henry Goose kennen. Auf der Rückreise erkrankt er auf dem Schiff schwer. 1936,
Schottland: Der angehende Komponist Robert Frobisher, aufgrund seiner Homosexualität
von seiner Familie verstoßen, fristet sein Dasein als Assistent des einfallslos
gewordenen Meisters Vyvyan Ayrs. 1973, San Francisco: Die Journalistin Luisa
Rey versucht, den Machenschaften eines Atomenergiekonzerns auf die Schliche zu
kommen. 2012, Großbritannien: Der erfolglose Verleger Timothy Cavendish tappt
von einer Katastrophe in die nächste. 2144, Neo-Seoul: Sonmi~451, ein Klon, ist
eine Arbeitssklavin in einem Restaurant, bis sie eines Tages durch den Rebellen
Hae-Joo Chang befreit wird. 2346: In einer postapokalyptischen Endzeit prallen
die Lebenswelten des primitiven Hirten Zachary und der hochentwickelten Prescient
Meronym aufeinander.
Eine der
Kernaussagen des Films ist Alles ist
verbunden, weshalb sämtliche tragenden Rollen (und auch eine Reihe von
Statisteneinsätzen) von den immer gleichen Schauspielern übernommen werden: Tom
Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Jim Sturgess, Doona Bae, Ben
Whishaw, James D’Arcy, Susan Sarandon und (für die Komik zuständig) Hugh Grant.
Die herausragendste Leistung in diesem durchwegs hervorragend agierenden
Ensemble bietet mit Sicherheit Whishaw (u.a. „Das Parfum“, zuletzt Q in „Skyfall“),
der inzwischen überreif für eine wirklich große Rolle ist. Die eigentliche
Großtat liefern jedoch die Maskenbildner ab, die den Zuschauer bis zum Abspann über
die Personen hinter manchen Figuren im Ungewissen lassen.
Den unterschiedlichen
Handlungssträngen sieht man zwar an, wer jeweils für die Regie verantwortlich
zeichnet, und im direkten Vergleich hat wenig überraschend Tykwer die Nase
deutlich vorne, doch man sollte sich von der zunächst abschreckend wirkenden Mischung
aus Kostümfilm, Gesellschaftskomödie und Science fiction nicht irritieren
lassen. Das esoterische Schnickschnack, das dem Film übergestülpt ist, brauche
ich persönlich nicht, aber die einzelnen Erzählstränge, deren Verwobenheit man
genüsslich nachstöbert, sind für sich absolut gut gemacht und durch die
hervorragende Montage wirklich sehenswert.
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