Meine Frau fand ihn
langweilig. Mich hat er auch beim vierten Mal wieder gepackt. Tom Tykwers „The
International“ erlebte bei seinem Erscheinen eine nicht geringe Resonanz,
wirkte die Handlung doch gerade einmal drei Monate nach dem Ausbruch der
Finanzkrise doch höchst aktuell. Auch wenn die Parallelen mit ein wenig Abstand
betrachtet eigentlich doch nicht so offensichtlich sind, so gibt doch der Blick
auf eine verbrecherische Bank und deren Machenschaften einen aussagekräftigen
Kommentar über unser globalisiertes Wirtschaftssystem und unsere Hilflosigkeit
darin ab. Übertreiben muss man die Interpretation aber trotzdem nicht:
Zuallererst ist „The International“ einfach ein gut gemachter Thriller.
Clive Owen als
Interpol-Agent und Naomi Watts als New Yorker Staatsanwältin – zwei von mir
sehr geschätzte Schauspielende – zieht es darin von Berlin über Luxemburg,
Mailand und New York schließlich nach Istanbul. Beeindruckend ist dabei nicht
zuletzt die Kameraarbeit. Die Art, wie Tykwer und sein regulärer Kameramann
Frank Griebe Architektur ins Bild setzen, erinnert stark an Michael Mann. Zu
den Glanzstücken zählt definitiv ein spektakulärer Shootout im New Yorker
Guggenheim Museum. Im besten Sinne ist „The International“ ein positiver (europäischer)
Mix aus der „Bourne“-Reihe und den jüngsten „James Bond“-Filmen. Doch es wäre
unfair, den Film auf Äußerlichkeiten zu reduzieren. Am Ende kann man nicht
anders, als unzufrieden vor sich hin zu grübeln – ein beabsichtigter bitterer
Nachgeschmack.
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