3. März 2013

„I’m Still Here“ (2010, Casey Affleck)

Die meisten haben es irgendwie mitgekriegt, die wenigsten dürften aber die dazugehörige Dokumentation gesehen haben: 2008 erklärte der damals zweifach oscarnominierte Joaquin Phoenix („Gladiator“, „Walk the Line“), die Schauspielerei aufgeben und sich fortan nur noch einer Karriere als Hip-Hop-Musiker widmen zu wollen. Die folgenden zwei Jahre trat er nur noch ungepflegt und mit langem Bart auf, wofür er von Medien und Öffentlichkeit zunehmend verrissen wurde. Legendär geworden ist sein konfuser Auftritt bei David Letterman im Jänner 2009. Im Jahr 2010 präsentierte Casey Affleck („Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“, „Ocean’s“-Filme), der Bruder Ben Afflecks und Phoenix’ Schwager, der diesen die ganze Zeit über mit der Kamera begleitet hatte, einen Dokumentarfilm über den Fall des einstigen Stars. Wir sehen Phoenix, wie er nach Anerkennung für seine Musik strebt, in einen Drogensumpf gerät und hin und her gerissen wird zwischen Selbstüberschätzung und Selbstzweifel.

Was aber selbst bei der Premiere des Films bei den Filmfestspielen in Venedig und auch noch in den Wochen danach kaum jemand begriff und erst von Phoenix und Affleck klargestellt werden musste: Es war alles nur gestellt! Phoenix hatte zwei Jahre seiner Karriere geopfert und seine Reputation dafür aufs Spiel gesetzt, um uns einen Spiegel vorzuhalten und uns darüber nachdenken zu lassen, wie wir umgehen mit Prominenz aber auch mit jener Realität, die uns das Fernsehen und die Medien täglich ins Haus liefern.

Beängstigend – und absolut sehenswert!

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