J. Edgar Hoover, der von dessen Gründung an 48 Jahre lang Direktor des FBI war, gilt als eine der umstrittensten Persönlichkeiten der US-amerikanischen Geschichte. Daher war ich doch ein wenig gespannt, wie Clint Eastwood sein Biopic mit Leonardo DiCaprio in der Titelrolle anlegen würde.
Eastwood ist für mich ein interessantes Phänomen, kann er doch hin und wieder überragende Filme abliefern, während andere einfach nicht gut sind. Beim Regisseur Eastwood ist alles Melodrama, was eine merkwürdige Diskrepanz zum Schauspieler Eastwood darstellt. Das ist prinzipiell nicht schlecht. Schlecht werden seine Filme dann, wenn die melodramatischen Elemente Überhand nehmen.
Dies ist bei „J. Edgar“ nicht der Fall – aber nur knapp nicht. Der Film arbeitet mit unterschiedlichen Zeitebenen, die nicht immer ganz zu durchschauen sind. Aufhänger für die Rückblenden ist Hoovers Abfassung seiner Memoiren, die sich aber scheinbar auch über mehrere Jahre erstreckt. Thematisiert werden die platonische Beziehung Hoovers zu seiner langjährigen Sekretärin (Naomi Watts) und besonders ausführlich die homosexuelle Lebenspartnerschaft mit seinem Stellvertreter Clyde Tolson (Armie Hammer). Die Entstehung des FBI wird vor allem anhand der Lindbergh-Entführung 1932 ausgebreitet, während viele andere Ereignisse, die auch im kulturellen Gedächtnis mit dem FBI in Verbindung gebracht werden, nur anekdotenhaft angerissen werden. Leider bleibt der Film dadurch nur Stückwerk.
Wenn Sie sich „J. Edgar“ ansehen wollen, dann tun Sie es. Wenn Sie es allerdings nicht vorhatten: es entgeht Ihnen nichts.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen