Gefängnisfilme sind ein klassisches Genre und auch das Bestattungswesen wurde seit den 90er-Jahren als Thema für Film und Fernsehen entdeckt. Die letzten Jahre haben mit Jacques Audiards „Ein Prophet“ und Yōjirō Takitas „Nokan – Die Kunst des Ausklangs“ zwei sehr starke Vertreter dieser Gattungen hervorgebracht. Dieses Jahr hat Karl Markovics mit seinem Regie-Erstling „Atmen“ ein Crossover dieser beiden Typen präsentiert.
Der unnahbare neunzehnjährige Roman Kogler (Thomas Schubert), der wegen eines mit 14 verübten Tötungsdeliktes in einer Jugendstrafanstalt einsitzt, fängt bei der Bestattung Wien zu arbeiten an. Nach anfänglichen Problemen mit der Tätigkeit und den Kollegen findet er langsam über die Arbeit zu sich selbst und es gelingt ihm, viele seiner persönlichen Altlasten zu konfrontieren.
Ich hatte vor ein paar Jahren das Glück, eine mehrtägige Universitätsexkursion in Zusammenarbeit mit der Bestattung Wien zum Thema Tod und Ritual zu erleben, weshalb ich glaube, sagen zu können, dass die Mentalität der Bestatter und die Arbeit hinter den Kulissen in „Atmen“ recht gut getroffen wurde. Der Film bietet vor allem durch den Wiener Schmäh manch komischen Moment. Trotzdem geht er zu keinem Zeitpunkt respektlos mit den Themen Tod und Sterben um. Eindrucksvoll zeigt er, wie selbst die härtesten Kerle mit Ehrfurcht und Einfühlungsvermögen an ihre Tätigkeit herangehen, die viele sehr schnell abstumpfen lassen würde. Die Szenen im Gefängnis, die den geringeren Teil des Films ausmachen, zeigen abseits aller Clichés kein System der Bestrafung sondern ein System der Resozialisierung.
„Atmen“ ist die offizielle Eingabe Österreichs für die diesjährige Oscarverleihung. „Ein Prophet“ war für den Oscar nominiert, „Nokan“ hat ihn sogar gewonnen. Ob das gute oder doch eher kontraproduktive Vorzeichen sind?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen