Vor ein paar Tagen hatte ich am Spätnachmittag ein bisschen freie Zeit, bevor es zu einem Abendtermin ging, und aus irgendeinem Grund finde ich, dass in einer solchen nachmittäglichen Situation Dokumentationen besser als Spielfilme geeignet sind, die Zeit zu vertreiben. Die DVD von „The Fog of War“ hatte ich mir im Rahmen einer Aktion gekauft, ohne wirklich etwas darüber zu wissen.
Basismaterial des Dokumentarfilms „The Fog of War“ ist ein Interview mit Robert McNamara, dem 2009 verstorbenen Verteidigungsminister unter den US-Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson und damit einem der wichtigsten Strategen des Vietnamkrieges. Vietnam nimmt daher wenig überraschend einen gewichtigen Teil des Films ein. Gerade bezüglich dieser umstrittensten Zeit seines Lebens bleibt der Interviewte allerdings sehr verschlossen. Das, was nicht gesagt wird, ist dabei genauso interessant wie das, was gesagt wird. Auch wenn sich McNamara offiziell keiner Schuld bewusst sein will, gibt er immer wieder Fehler zu und äußert auch einige sehr kritische Worte über die Kriegsführung im Allgemeinen. Fast aufschlussreicher ist jedoch die erste Hälfte der Dokumentation, in der McNamara über die Zwischenkriegszeit und seine Tätigkeit während des Zweiten Weltkriegs redet, als er mathematische Modelle für die Bombardierung Japans entwickelte.
Als Nebel des Krieges bezeichnet man die Tatsache, dass ein Großteil der zur Kriegsführung notwendigen Informationen meist ungewiss oder unbekannt ist. Der englische Untertitel des Films lautet „Eleven Lessons from the Life of Robert S. McNamara“. Diese von Regisseur Errol Morris gewählten Lektionen wirken vereinzelt zwar leicht konstruiert, die Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Kriegen, die der 86-jährige McNamara, einst selbst Akteur des Krieges, äußert, geben aber sehr zu denken. Die Dokumentation entstand übrigens 2003 genau zu Beginn des Irakkrieges; retrospektiv kommen einem viele Dinge wie ein Déjà-vu vor. „The Fog of War“ wurde als Bester Dokumentarfilm mit dem Oscar ausgezeichnet.
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