10. Dezember 2011

„Blue Valentine“ (2010, Derek Cianfrance)

„Blue Valentine“ ist jene Sorte großartiger Filme, die man sehr leicht übersieht. Man kann über die Academy Awards sagen, was man will, aber wäre dieses Drama Anfang dieses Jahres nicht als Bester Film nominiert gewesen, dann wäre es bei seinem österreichischen Kinostart diesen November vollkommen an mir vorübergegangen.

Die Handlung des Films läuft auf zwei Zeitebenen ab: Wir lernen das junge Ehepaar Cindy (Michelle Williams) und Dean (Ryan Gosling) kennen, das eine kleine Tochter hat. Sie ist Krankenschwester, er ist Maler. Die beiden scheinen sich immer mehr voneinander zu entfremden und beschließen daher, ihre Eheprobleme mit einer feuchtfröhlichen Liebesnacht in einem Hotel zu kitten. In Rückblenden sehen wir, wie sie einander begegneten und auf welchen Fundamenten ihre Beziehung fußt.

Dieser Film kennt keinen romantischen Kitsch. Die Geschichte vom Entstehen einer großen Liebe wird ebenso glaubwürdig erzählt wie ihr Scheitern. Es sind keine außergewöhnlichen Umstände, die geschildert werden; der Film bezieht seine Stärke aus dem Alltäglichen. Wir sitzen im Kino und wissen, dass es unzähligen Paaren nicht ähnlich, sondern genau so ergeht. Manche schaffen es, die Hindernisse, die sich ihnen stellen, zu überwinden, die meisten Beziehungen brechen aber an ihnen entzwei. In diesem Film können und wollen wir die Schuld keinem der beiden Ehepartner in die Schuhe schieben; beiden ist unsere Empathie gewiss. Cindy und Dean lieben einander und wollen ihre Ehe erhalten – aber sie können es nicht.

Williams und Gosling liefern mit die bewegendsten schauspielerischen Leistungen der vergangenen Jahre ab. Vor allem Gosling glänzt als liebender Ehemann und Vater, der einfach nicht in der Lage ist, seiner Familie das zu bieten, was sie verdient hätte. Aber auch Williams als überanstrengte Mutter, die für ihre Familie ihre höhere Ausbildung opfern musste, trifft einen mit ihrer Darbietung ins Herz.

Ein unbedingtes Muss!

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