Die Handlung von „Margin Call“ ist recht simpel: Peter Sullivan (Zachary Quinto), Risikoanalytiker einer namenlosen New Yorker Investmentbank, entdeckt Fehler in der Bewertung von durch Hypotheken gesicherten Wertpapieren, wodurch die Existenz der Bank bedroht ist. Noch in derselben Nacht wird in mehreren, in der Hierarchie der Bank immer weiter hinaufreichenden Sitzungen schließlich eine folgenschwere Entscheidung getroffen: obwohl sie nichts wert sind, sollen die Papiere am nächsten Morgen um jeden Preis verkauft werden.
Dem Regie-Neuling J. C. Chandor gelingt mit einem überragenden Ensemble (u.a. Kevin Spacey, Jeremy Irons, Demi Moore, Stanley Tucci, Simon Baker, Paul Bettany) etwas, was zuvor Oliver Stone mit „Wall Street – Geld schläft nicht“ vergeblich versucht hat: den Untergang von Lehman Brothers und den Beginn der Finanzkrise detailliert und trotzdem verständlich zu erläutern. Zwar hören wir sehr viel unverständlichen Wall Street-Wirtschaftssprech, doch müssen wir uns nicht genieren, wenn sich mehrmals auch die Vorgesetzten mit der Aufforderung „Speak to me in plain English!“ demaskieren.
Phasenweise wirken die Dialoge dieses Kammerspiels wie aus einem Theaterstück; hat man sich allerdings erst einmal daran gewöhnt, dann ist dieser hauptsächlich aus der Interaktion der Schauspieler bestehende Film ein Genuss – wenn auch ein schauriger. Die Anfangssequenz, in der wir miterleben, wie der Reihe nach ein Gutteil der Angestellten entlassen wird, wirkt verstörend, ebenso wie das verschwenderische Eingeständnis eines Verkäufers niederer Ebene, im Vorjahr 76.520 Dollar nur für Alkohol, Tänzerinnen und Huren ausgegeben zu haben.
Ein unglaublich gelungener Kommentar zur Finanzkrise!
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