Die Entscheidung, „Somewhere“ 2010 in Venedig mit dem Goldenen Löwen auszuzeichnen, war nicht unumstritten, zumal Jurypräsident Quentin Tarantino und Regisseurin Sofia Coppola einstmals ein Paar gewesen waren. Auch nach erneutem Schauen bin ich jedoch der Meinung, dass diese Auszeichnung mehr als gerechtfertigt war.
Der erfolgreiche Schauspieler Johnny Marco (Stephen Dorff) verbringt seine Tage gelangweilt und einsam im kalifornischen Chateau Marmont Hotel. Doch erst als er beginnt, sich mehr mit seiner elfjährigen Tochter Cleo (Elle Fanning) auseinanderzusetzen, erkennt er, wie sinnlos sein Leben ist – zumindest ohne seine Tochter.
Dieser Film hat keine besondere Handlung. Szene für Szene werden Episoden erzählt, die nur lose miteinander verbunden sind. Im Gedächtnis geblieben ist mir aus irgendeinem Grund unter anderem eine Aufzugfahrt von Dorff und dem einen Cameo absolvierenden Benicio del Toro. Johnny Marco ist nicht unbedingt bemitleidenswert, aber ihn umgibt eine nachvollziehbare Traurigkeit, die er selbst noch nicht überrissen hat. Möglicherweise bemitleiden wir ihn nicht, aber jedenfalls fühlen wir mit ihm. Und das, obwohl seine Welt uns eigentlich völlig fremd ist.
Coppolas bisherige Spielfilme handelten alle vier von Menschen, die in privilegierten Situationen leben, sich aber nach weniger sehnen. Das wird Coppola manchmal übel genommen. Aber sie erzählt von einer Welt, in die sie als Tochter des Regie-Giganten Francis Ford Coppola hineingeboren wurde. Überheblich? Mag sein. Aber es sind trotzdem Filme, die von Herzen kommen.
Wunderbar in „Somewhere“ sind die schauspielerischen Leistungen von Dorff und Fanning. Bewegend ist die Szene, in der Johnny Marco seiner Tochter – zunächst abwesend, dann beeindruckt – beim Einlaufen zusieht. Ein Film der leisen Töne, und wert, dass man ihn sich ansieht.
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